Chronische Insomnie in Deutschland – eine untertherapierte Erkrankung?

Würde man in einem Raum mit 100 Menschen die Frage stellen, wer schon einmal schlecht geschlafen hat, würden dies wahrscheinlich alle bejahen. Doch was bedeutet eigentlich „schlecht schlafen“? Für den einen bedeutet es, anstatt 9 „nur“ 8 Stunden zu schlafen, für den anderen immer wieder in der Nacht aufzuwachen. Aus medizinischer Sicht spricht man von einer Insomnie, wenn man nicht ein- oder durchschlafen kann sowie morgens nicht erholt aufwacht. Dieser Zustand muss mindestens dreimal pro Woche auftreten und über einen Monat lang andauern. Hält diese akute Insomnie länger als drei Monate an, spricht man von einer chronischen Insomnie.1  

Frühzeitige Diagnose kann das Risiko für einen chronischen Verlauf reduzieren

Eine Schlafanamnese wird standardmäßig nur selten durchgeführt, jedoch ist eine Früherkennung einer Insomnie essenziell: denn das Risiko, dass sich aus einer akuten eine chronische Insomnie entwickelt, liegt bei 21 bis 47 %.2 Langfristig kann das Krankheitsbild ein weitreichendes gesundheitliches Risiko darstellen. Betroffene können tagsüber unter Beeinträchtigungen wie Schläfrigkeit, Konzentrations-, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisschwierigkeiten sowie Stimmungsschwankungen leiden.3 Aufgrund chronischer Insomnie erhöht sich beispielweise die Wahrscheinlichkeit einer kardiovaskulären Erkrankung wie Bluthochdruck, Herzinfarkt und -versagen. Zudem ist u. a. das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2 erhöht und das Auftreten späterer psychiatrischer sowie neurologischer Erkrankungen wird begünstigt.4 

Chronische Insomnie – Tatsächliches Vorkommen in Deutschland schwer greifbar

Schätzungen zufolge liegt in Deutschland die Zahl der Menschen, die von chronischer Insomnie betroffen sind zwischen 8.300 bis 219.000. Die breite Spanne resultiert aus der schwer objektivierbaren Datengrundlage aus Codierungsdatenbanken, die in diesem Fall von GKV-Versicherten stammen. Gegenwärtig bildet allein die ICD-10-GM-Ziffer F51.0 die Datengrundlage für diese Einschätzungen und repräsentiert dabei auch die chronische Verlaufsform der Insomnie.5

Lange Krankheitsdauer und wenig medikamentöse Optionen für Betroffene

In einer demografisch repräsentativen Stichprobe aus dem Jahr 2020 von 10.034 Erwachsenen aus Deutschland wurden 532 Betroffene mit diagnostizierter Insomnie identifiziert. Die durchschnittliche Krankheitsdauer betrug etwa 5 Jahre. Circa 50 % der Befragten litten an einer mittelschweren bis schweren Insomnie.5

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