Den Ursachen einer chronischen Insomnie auf der Spur


Ein erholsamer Schlaf ist für die körperliche und geistige Gesundheit von entscheidender Bedeutung.1 Dennoch sind die Funktionen und Auswirkungen des Schlafes noch nicht vollständig erforscht und geben einige Rätsel auf. Eines ist aber sicher, eine chronische Schlafstörung birgt viele Risiken und kann nicht nur kurzfristige, sondern auch langfristige schwerwiegende Folgen für die Gesundheit mit sich bringen.2

Der „gesunde“ Schlaf folgt einem wiederkehrenden Muster von Ereignissen und physiologischen Zuständen. Schlaf setzt sich aus zwei Phasen zusammen: dem Non-REM-Schlaf (Non Rapid Eye Movement-Schlaf), also einen Schlafzustand ohne schnelle Augenbewegungen, und dem REM-Schlaf (Rapid Eye Movement-Schlaf), jener Phase, die durch schnelle Augenbewegungen gekennzeichnet ist. Träume finden meist im REM-Schlaf statt.3

Der Non-REM-Schlaf wird zudem in die Stadien N1 (Einschlafphase), N2 (leichter Schlaf) und N3 (Tiefschlaf) unterteilt, die sich unter anderem in Bezug auf die Amplitude und Geschwindigkeit der Gehirnwellen, also der elektrischen Aktivitäten der Großhirnrinde unterscheiden.3

Expert:innen empfehlen eine Schlafdauer von 6 bis 8 Stunden. Die optimale Schlafdauer ist jedoch von vielen Faktoren abhängig und kann individuell variieren. Wirklich erholsam ist dieser Schlaf aber nur, wenn die Schlafphasen ungestört aufeinander folgen können und möglichst wenig unterbrochen werden.4

Bei Menschen mit Insomnie können die Schlafphasen gestört sein. Sie zeigen in Untersuchungen eine verringerte Schlafdauer und Schlafqualität, eine Abnahme des Tiefschlafs und eine erhöhte Anzahl von Wachphasen während der REM-Phasen.5  

Dürfen wir vorstellen: das Orexin-System

Wachheits- und Schlafsignale werden durch komplexe neuronale Schaltkreise im Gehirn gesteuert. Eine Schlüsselkomponente dieses Prozesses ist das Orexin-System, das die Wachheit fördert.6,7 Das Orexin-System besteht aus zwei Formen von Orexin-Neuropeptiden, dem Orexin A und Orexin B sowie den dazugehörigen Rezeptoren OX1R und OX2R. Diese Neuropeptide und Rezeptoren bilden zusammen das Orexin-System.8 

Das Orexin-System stimuliert gezielt Neuronen im Wachsystem und führt zur Freisetzung verschiedener Botenstoffe (Serotonin, Histamin, Acetylcholin, Norepinephrin), um die Wachheit zu fördern und zu stabilisieren.9 Unter normalen Umständen steigt der Orexin-Spiegel im Laufe des Tages an, um die Wachheit zu unterstützen, und fällt zur Nacht wieder ab, um Schlaf zu ermöglichen.10


Die chronische Insomnie ist definiert als die regelmäßige, mehrmals pro Woche über mindestens drei Monate auftretende Schwierigkeit beim Ein- und/oder Durchschlafen und/oder frühmorgendliches Erwachen, trotz ausreichender und adäquater Möglichkeiten zum Schlafen.11 Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) sind ca. 10 % der erwachsenen Bevölkerung in industrialisierten Ländern betroffen.8

Welche Rolle spielt Hyperarousal bei Insomnien?

Sofern organische Ursachen ausgeschlossen wurden, können eine gestörte Schlaf-Wach-Regulation (z.B. durch Stress, Schichtarbeit) oder ein überaktives Wachsystem Auslöser einer Insomnie sein. Ursachen dieser auch als „Hyperarousal“ bezeichneten Übererregbarkeit sind oft Stress, psychophysische Erregung, psychiatrische oder neurologische Störungen.12

Eine chronische Insomnie ist daher nicht zwingend als ein Problem des nicht einsetzenden Schlafes zu betrachten, sondern kann ein Problem des überaktiven Wachsystems sein. Dieses kann aktiv bleiben, wenn es nicht aktiv sein soll, und die überaktiven Wecksignale bzw. das Hyperarousal kann nachts ungewollt wachhalten. Studien zufolge könnte der Hyperarousal-Prozess, also die Übererregung des neuronalen Wachsystems im Gehirn, eine maßgebliche Rolle bei der Pathologie der chronischen Insomnie spielen.13

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