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DMP Adipositas „Hoffen auf ein neues Argumentarium“

Gesundheitspolitik Autor: Günter Nuber

Therapieoptionen wie die medikamentöse Gewichtsreduktion sind momentan noch stark reglementiert und erfordern zumeist eine finanzielle Selbstbeteiligung der adipösen Patienten. Therapieoptionen wie die medikamentöse Gewichtsreduktion sind momentan noch stark reglementiert und erfordern zumeist eine finanzielle Selbstbeteiligung der adipösen Patienten. © VectorMine – stock.adobe.com
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Bis Juli 2024 soll das DMP Adipositas vorliegen. Über den Stand der Planungen und die mit dem DMP verknüpften Erwartungen, informierte Prof. Dr. Jens Aberle, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Den Präsidenten der Deutschen Adipositas Gesellschaft und Präsidenten des kommenden Diabetes Kongresses freute es sehr, dass das Thema Adipositas auch beim 65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie aufgegriffen wurde. Denn die Adipositas sei eine endokrinologische Erkrankung, die inzwischen auch in der Gesundheitspolitik als solche wahrgenommen werde, betonte Prof. Aberle. 

Belastbare Daten zeigen, dass in der COVID-Pandemie die Adipositas zugenommen hat: Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag des DKFZ haben 39 % der hiesigen Bevölkerung beim Gewicht zugelegt – im Durchschnitt um 5,5 kg. „Eine Gewichtszunahme, die so relevant ist, dass metabolische Folgeerkrankungen der Adipositas zum Tragen kommen.“ Wer schon vor der Pandemie adipös war, war besonders vulnerabel. „Momentan gehen wir davon aus, dass etwa 24 % der deutschen Bevölkerung einen BMI von über 30 haben – und damit eine Adipositas“, sagte der Experte.

Dabei ist deren Therapie sehr stark reglementiert. Ernährungs- und Bewegungstherapie als Basis sind seitens der gesetzlichen Krankenversicherung nur in besonderen Fällen zu verordnen und mit einer Zuzahlung der Patienten verbunden, so Prof. Aberle. Also: „Therapiehürden schon zu Beginn!“ Auch sehr gute und sichere Medikamente zur Gewichtsreduktion seien keine Kassenleistung. „Selbst die bariatrische Chirurgie ist nur erstattungsfähig mit einem besonderen Antrag.“

Er hofft auf das im Bundestag beschlossene DMP. Bis Mitte 2023 fasst das IQWiG im Auftrag des G-BA die wichtigsten Leitlinien zusammen. Bis Mitte 2024 soll ein Richtlinientext ausgearbeitet werden, der die Versorgung der Menschen mit Adipositas regelt. Es gehe um eine hochfrequente, wiederkehrende und dauerhafte Therapie und darum, „dass man im Rahmen des DMP auch ein neues Argumentarium bekommt, um Adipositas zu behandeln: mit Ernährungs-, Bewegungs- und medikamentöser Therapie“. 

Und das Therapieziel? „Das Therapieziel wird zunächst BMI-zentriert sein“, z.B. den BMI um 5 oder 10 % zu senken, und ansonsten sich „an wenigen anderen biometrischen Merkmalen“ ausrichten. Natürlich wird es auch um eine gute Lebensqualität der Menschen mit Adipositas gehen und darum, die Last der Komorbidität zu reduzieren – „das ist aber meine persönliche Vorstellung“, sagte Prof. Aberle.

Quelle: Deutscher Kongress für Endokrinologie 2022

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