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Therapieparameter Individuelles Wohlbefinden messbar machen

Diabetes Kongress 2023 Autor: Dr. Karin Kreuel

Die Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HrQoL) ist mittlerweile ein anerkannter und etablierter Parameter für den Erfolg der Therapie. Die Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HrQoL) ist mittlerweile ein anerkannter und etablierter Parameter für den Erfolg der Therapie. © Studio Romantic – stock.adobe.com
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Lange wurde Gesundheit vor allem mit Laborwerten und Gesundheitsdaten im Normbereich beschrieben. Doch mittlerweile ist auch die gesundheitsbezogene Lebensqualität (HrQoL) ein anerkanntes Konzept.

Bei HrQoL „handelt es sich um ein multidimensionales Kon­strukt, welches das subjektive Wohlbefinden oder die Funktionsfähigkeit des Patienten in verschiedenen Dimensionen anzeigen soll“, erklärte Dr. Clarissa Schulze zur Wiesch vom Universitären Adipositas-Centrum Hamburg-Eppendorf. Diese sind neben der generellen Gesundheitsperzeption auch die physische, psychische und soziale Gesundheit. Für die Erhebung werden allgemeine ebenso wie krankheitsspezifische Messinstrumente genutzt. 

Adipositas wirkt sich physisch und psychisch aus 

Die Expertin erläuterte am Beispiel des international standardisierten Fragebogens SF-36 eines der allgemeinen Messinstrumente. Hierbei wird eine körperliche und eine psychische Summenskala gebildet. „Es ist nicht verwunderlich, dass Adipositas mit einer schlechteren Lebensqualität einhergeht.“ So habe eine Metaanalyse mit acht Querschnittsstudien unter Anwendung des FS-36 (oder Teilen davon) gezeigt, dass die physische Lebensqualität mit steigendem BMI sinkt. Bei der psychischen Lebensqualität ist das anders: „Erst ab einem BMI von 40 kg/m² kommt es zu einer signifikanten Verschlechterung.“ 

Lebensqualität mit oder trotz Technik? 

Mehr Unterstützung bei der Therapieentscheidung gilt laut Digitalisierungs- und Technologiereport Diabetes (D.U.T) 2022 als ein wesentlicher Vorteil der Digitalisierung. „Das ist genau das, was ein CGM-System Nutzern ermöglicht“, erklärte Dr. Oliver Schubert-Olesen vom Diabeteszentrum Hamburg City in seinem Vortrag. Gleichzeitig sei die Angst vor technischer Überforderung groß, „und immer, wenn wir uns überfordert fühlen, schwindet die Lebensqualität“. Außerdem empfinden viele Patient*innen ein technisches Device als sehr störend am Körper. Gute Schulung ist daher sehr wichtig, damit die Technik als beherrschbar empfunden wird, sagte der Referent. Gegen die Sorge wegen eines möglichen Fremdkörpergefühls – „meist eine reine Kopfsache“ – helfe es, zunächst unverbindlich zu testen, ob das Device wirklich störe. „Ansonsten kann man da nichts machen.“ Doch durch Gespräche mit den Nutzer*innen über ihre ganz individuellen Hürden bezüglich des CGM-Systems könne vielleicht ein passender Weg gefunden werden, bei dem Patient*innen sich wohlfühlen mit der Technologie und so ihre Lebensqualität verbessern können. 

Als spezifisches Messinstrument im Bereich Adipositas stellte sie den Fragebogen IWQOL-Lite vor. Er fokussiert auf Beweglichkeit, Selbstvertrauen, sexuelle Beziehungen sowie Probleme in der Öffentlichkeit und Arbeit. Für adipöse Kinder und Jugendliche gibt es den IWQOL-Kids mit den Bereichen Beweglichkeit, Selbstvertrauen, Sozialleben und Beziehung innerhalb der Familie. Wie Dr. Schulze zur Wiesch berichtete, sind aktuell zwei DiGA im Bereich der Adipositas-Therapie zugelassen. Eine ist die Abnehm-App Zanadio, bei der sich nach zwölf Monaten signifikante Verbesserungen in drei von vier Lebensqualität-Dimensionen zeigten.

Für eine moderne medikamentöse Adipositastherapie (GLP1-Analoga), aber auch die duale GIP-/GLP1-Therapie gebe es ebenfalls den Nachweis der Verbesserung der Lebensqualität, insbesondere im physischen Bereich (IWQOL-Lite). Für die bariatrische Chirurgie hätten die wenigen Studien eine bessere physische Lebensqualität gezeigt – allerdings mit Verschlechterung im Langzeitverlauf. „In Bezug auf die psychische Lebensqualität sind die Ergebnisse nach vorübergehender Verbesserung im Langzeitverlauf allerdings divergent.“