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Falscher Abstand

Aus der Redaktion Autor: Dr. Sascha Bock

© MT
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Nicht erst seit Beginn der Coronapandemie wird über Abstandsregeln diskutiert.  Bereits seit 37 Jahren währt eine Kontroverse, die wirklich alle etwas angeht.  Eine Glosse.

Der Schauplatz der Debatte begegnet einem fast täglich am Computer.  Sei es beim Arztbriefe schreiben oder beim Verfassen der Einkaufsliste.  Die Rede ist von Microsoft Word.   Während Otto Normalvertipper nach dem Ende eines Satzes EIN Leerzeichen setzt, gibt es seit jeher Wordakrobaten, die nach dem Punkt ZWEI Leerzeichen Abstand einhalten.

Zurecht fragt sich der typografieaffine Leser nun, wieso Microsoft die beiden Lager so lange gegeneinander in die Tasten hauen ließ.  In der neuesten Version des Programms – fast vier Jahrzehnte nach dem ersten geschriebenen Word – ändert der Hersteller seine distanzierte Haltung aber.  Der doppelte Leerschlag wird fortan als Fehler unterstrichen und in der Korrekturfunktion auch als solcher moniert. 

Ausgerechnet jetzt.  Ein (Leer-)Zeichen gegen zu viel Abstand.  Wie wird die Gesellschaft wohl darauf reagieren?  Akzeptieren die Menschen das Zusammenrücken?  Verkleinern Tastaturhersteller die Leertaste zugunsten einer größeren Raute-Taste (#alleswordlichnehmen)?  Oder fangen radikale Redakteure jetzt an, zwei Leerzeichen an ihre Satzenden zu schmuggeln, so wie in diesem Text?

Mit Widerstand bei dem hoch emotionalen Thema hat Microsoft offenbar gerechnet.  Denn eine individuelle Anpassung der Satzzeichen-Buchstaben-Kontakte bleibt erlaubt.  Nutzer können die Fehlermarkierung in den Optionen deaktivieren.  Ist das nun eine Lockerung oder eine Verschärfung der Abstandsregeln?  Am einfachsten wäre es wohl gewesen, einen Kompromiss zu finden, um die ganzen Wordspiele zu unterbinden.  Auf 1,5 hätte man sich doch gut einigen können.  Das liest man derzeit ja ohnehin überall.

Dr. Sascha Bock
Redakteur Medizin

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