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Lutschtabak „Snus“: Meine Prognose zur dubiosen Dose

Autor: Erich Kögler

Gerade bei Sportlern und besonders bei Fußballspielern wie Marco Reus sind die kleinen Tabakbeutelchen sehr beliebt. Gerade bei Sportlern und besonders bei Fußballspielern wie Marco Reus sind die kleinen Tabakbeutelchen sehr beliebt. © fotolia/Roman Sigaev
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Der skandinavische Lutschtabak „Snus“ als neue Modedroge – in unserer aktuellen Meinungskolumne "Mit spitzer Feder".

Bei zahlreichen Dienstreisen nach Skandinavien fielen mir schon vor zwanzig Jahren Kollegen auf, die wegen einer Beule in der Oberlippe mit merkwürdigen, steifen Mundbewegungen sprachen und daher so aussahen, als kämen sie geradewegs von einem Zahnarztbesuch. Der Grund dafür war jedoch ein anderer: „Snus“. Das ist eine Art Schnupftabak, dessen Nikotin über die Mundschleimhäute aufgenommen wird. Mit einer routinierten Handbewegung stopfen sich die Schweden und Norweger diesen „Teebeutel für den Mund“ zwischen Oberkiefer und Oberlippe.

Dieser Oraltabak hat in Skandinavien eine lange Tradition. Die älteste Sorte beispielsweise gibt es bereits seit 1822. Während innerhalb der EU (ausgenommen Schweden) ein Verkaufsverbot gilt, ist der Konsum legal. Das Beschaffen des Lutschtabaks ist dennoch keine große Kunst. Die meisten Nutzer besorgen sich die kleinen Säckchen nämlich problemlos per Mausklick im Internet. Inzwischen ist Snus längst auch hierzulande eine Modedroge, besonders beliebt bei jungen Leuten – und bei Sportlern. Die Zahl der Anhänger steigt zunehmend und weitet sich zudem von Athleten auf Minderjährige aus.

Eine Portion Snus entspricht in etwa der Nikotin-Konzentration von drei Zigaretten. Dadurch stellt sich bei vielen schon nach wenigen Sekunden ein angenehmes Hochgefühl ein. Da Nikotin als Gesellschaftsdroge auf Dopinglisten nicht erscheint, wird Snus vor allem von Sportlern massenhaft konsumiert – in der Bundesliga beispielsweise offenbar mit ständig steigender Tendenz. Wie viele Fußballer „snusen“, darüber gibt es nur Schätzungen. Es soll mittlerweile jeder Vierte sein, wie kürzlich ein Profi des SC Freiburg dem NDR erzählt hat. Der englische Nationalspieler Jamie Vardy hat den Konsum bereits zugegeben und auch der deutsche Nationalspieler Marco Reus wurde schon mit dem typischen Döschen in Form eines Eishockey-Pucks gesichtet. Kein Wunder, dass die Sonntags-FAZ vor einigen Tagen titelte „Der Kick für den Kicker“.

Laut Experten ist der entscheidende Unterschied zur Zigarette, dass der Tabak in Säckchen nicht angezündet wird, was das Krebsrisiko zwar reduziert, aber dennoch nicht komplett im Keim erstickt. Aus diesem Grund soll Snus wohl auch weiterhin verboten bleiben. Das jedenfalls hat dieser Tage ein richterlicher Rechtsgutachter des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) in Luxemburg vorgeschlagen. EuGH-Generalanwalt Henrik Saugmandsgaard verwies in diesem Zusammenhang auf die gesundheitsschädliche Wirkung von Oraltabak. Sein Urteil wird der EuGH wohl voraussichtlich noch in diesem Sommer verkünden. Er ist dabei nicht an das Gutachten gebunden, folgt diesem aber in den meisten Fällen.

Richtig so, denn Fakt ist: Die Sucht bleibt! Da die Nikotinzufuhr sowohl bei Zigaretten als auch bei Snus gegeben ist, bleibt auch das Suchtpotenzial dasselbe.

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