Medizinischer Rat Wie Ärztinnen und Ärzte zu privaten medizinischen Fragen stehen
Ärztinnen und Ärzte werden privat oft um Rat gebeten – unser Podcast beleuchtet ihre Erfahrungen damit.
© OneClic – stock.adobe.com
Die medizinischen Anliegen, mit denen Ärztinnen und Ärzte außerhalb der Sprechstunde in ihrem privaten Umfeld konfrontiert werden, können herausfordernd sein. Dr. Lena Levien, Assistenzärztin Innere Medizin/Hämatologie und Onkologie, Uniklinikum Göttingen, bestätigt das. Und sie ergänzt: Manchmal seien die Anliegen aber auch zum Schmunzeln. Einmal sei sie zum Beispiel mit Freunden im Wald gewesen, um Holz zu hacken. Später dann, in deren Elternhaus, musste sie den frisch operierten Zeh der ihr bis zu diesem Zeitpunkt noch völlig fremden Gastgeberin begutachten – mit der Begründung, sie freue sich so, „eine echte Ärztin“ in ihrem Haus zu haben, die auch noch Holz gehackt hatte.
Andere Geschichten scheinen zunächst ernster: Maximilian Kloft, Assistenzarzt Innere Medizin in der Onkologie und Hämatologie, Krankenhaus Nordwest, Frankfurt am Main, wurde im Urlaub von einem Freund wegen Brustschmerzen konsultiert und musste – ohne Stethoskop – eine Herzproblematik ausschließen. „Dann war aber klar, dass es nicht vom Herzen kam, sondern von der Rippenmuskulatur. Wir haben dann mit einem Bier drauf angestoßen“, erzählt er.
Besonders herausfordernd werden private Konsultationen, wenn es um schwerwiegende Erkrankungen im familiären Umfeld geht. Dr. Levien berichtete von der belastenden Situation, als sie von ihrer Familie gefragt wurde, ob eine ältere Verwandte mit Krebs noch eine Chemotherapie erhalten sollte. „Auf der einen Seite freut man sich, dass man etwas beisteuern kann, womit man vielleicht helfen kann“, erklärt die Ärztin. „Gleichzeitig schwingt auch immer ein bisschen die Angst mit, weil man natürlich dann auch einen Teil der Verantwortung mitträgt.“ Wichtig sei es, den ratsuchenden Freunden und Familienmitgliedern klar die eigenen Grenzen zu kommunizieren und zu betonen, dass man nicht die behandelnde Ärztin bzw. der behandelnde Arzt ist.
Grenzen erkennen, Perspektiven gewinnen
Richtig sei aber auch zu sehen, dass solche Situationen wertvolle Lernmöglichkeiten bieten. Frau Dr. Levien etwa hat über die Schilderungen ihrer eigenen Angehörigen die wichtige Erfahrung gemacht, wie wenig von ausführlichen Aufklärungsgesprächen tatsächlich bei den Patientinnen und Patienten ankommt – ein wichtiger Perspektivwechsel für die eigene Praxis.
Sicher ist: Die Rolle als Ärztin bzw. Arzt endet nicht mit der Sprechstunde in der Praxis oder der Klinik. Die Erwartungen und Verantwortungen schaffen komplexe Situationen, die bereichernd wie auch belastend sein können. Wenn Sie wissen wollen, wie sich aus Sicht unserer Podcastgäste die Grenzen zwischen professioneller und privater Beratung gut ziehen lassen und welche Strategien sich für die Kommunikation mit Patientinnen und Patienten anbieten, die selbst Ärztinnen und Ärzte in ihrer Familie haben, der hört am besten in unsere aktuelle Folge von O-Ton Innere Medizin.
Quelle:
O-Ton Innere Medizin mit Dr. Lena Levien und Maximilian Kloft
Mehr zum O-Ton Innere Medizin
O-Ton Innere Medizin ist der Podcast für Internist:innen. So vielfältig wie das Fach sind auch die Inhalte. Die Episoden erscheinen alle 14 Tage donnerstags auf den gängigen Podcast-Plattformen.