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Schwierige Patient:innen Quasselstrippen und Besserwisser managen

Praxismanagement , Patientenmanagement Autor: Dr. Sonja Kempinski

Zu einem guten Gespräch mit den Patient:innen gehört auch, ein offenes Ohr für Sorgen und Beschwerden zu haben. (Agenturfoto) Zu einem guten Gespräch mit den Patient:innen gehört auch, ein offenes Ohr für Sorgen und Beschwerden zu haben. (Agenturfoto) © K Davis/peopleimages.com – stock.adobe.com
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Beim Gespräch mit Patienten gibt es so einiges, was auch den ruhigsten Arzt ungeduldig werden lässt. Fünf Tipps helfen, damit umzugehen.

Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen haben oft eine ganze Reihe von Fragen. Viele davon sind mehr als berechtigt, meinte der in Münster niedergelassene Rheumatologe Prof. Dr. ­Markus ­Gaubitz, und bei der großzügig veranschlagten Zeit in der rheumatologischen Sprechstunde auch besprechbar. 

Trotzdem gibt es so einiges, was den Kollegen nervt. Beginnen Patienten die Begrüßung z.B. mit dem Satz „Heute muss ich viele Befunde mit Ihnen diskutieren“, verheißt das meist eher Schlechtes. Prof. Gaubitz schätzt es zudem wenig,  Erscheinungen aus lang vergangenen Jahren zu erklären – dafür ist die Zeit einfach zu knapp. „Das sollte man dem Patienten sanft, aber eindeutig mitteilen“, betonte er. Schwierig wird es oft, wenn eine ganzheitliche Behandlung, z.B. mit Bachblüten, Ausleiten, Energetik und mehr, gewünscht wird. In diesen Fällen erklärt der Rheumatologe, dass er zwar „ausgesprochen ganzheitlich“ ausgerichtet sei, er diesbezüglich jedoch Therapien favorisiere, die in Studien überprüft sind. Alles andere darf zusätzlich sein, ist aber kein Ersatz für evidenzbasierte Behandlungen

Ob schwierige oder einfache Patienten: Eine gute Kommunikation ist das A und O. Damit es damit gut klappt, hatte Prof. Gaubitz einige praktische Tipps parat:  

Begrüßen Sie Ihren Patienten freundlich und fragen Sie, wie es ihm geht. 

Wenn man gleich mit dem Laborwert loslegt, ist der Patient enttäuscht und glaubt, dass sein Befinden den Arzt nicht interessiert. 

Kündigen Sie den Zeitrahmen an!

Wenn der Patient weiß, wie viel Zeit er bekommt, kann er sich besser darauf einstellen. Eine Neuvorstellung dauert etwas länger, eine Wiedervorstellung 15 bis 20 Minuten. Meist muss man den Zeitrahmen nicht jedes Mal ansprechen – denn die Patienten merken sich das.

Stellen Sie eine offene Frage zu Beginn. 

Es ist wichtig, den Patienten daraufhin ausreden zu lassen – selbst wenn es sich um einen Vielredner handelt. Das darf bei einer Erstvorstellung durchaus mal zehn Minuten dauern, meinte Prof. Gaubitz. Schweift der Patient ab, kann man ihn über Nachfragen wieder auf die richtige Bahn lenken. 

Lassen Sie sich in dem Zeitfenster maximal ein Mal stören. 

Selbst wenn der Patient sagt, dass er Verständnis für Unterbrechungen hat, kommt das im Gespräch nicht gut an.

Diskutieren Sie nicht über alte Befunde oder Befunde anderer Fachrichtungen. 

Das kostet zu viel Zeit und bringt in der Regel kaum etwas. Bei Befunden, die für das rheumatologische Krankheitsbild relevant sind, hat diese Regel natürlich keine Bedeutung. 

Signalisieren Sie immer ein offenes Ohr. 

Wünsche, Beschwerden und eventuell nicht erreichte Therapieziele soll der Patient vertrauensvoll mitteilen dürfen. Dazu gehört die Versicherung, dass die für die Krankheit empfohlenen Medikamente gut wirken sowie objektiv und subjektiv verträglich sein müssen – andernfalls muss sie der Patient nicht einnehmen.

Eine Sache ist Prof. Gaubitz ganz besonders wichtig – selbst wenn das bei ihm auch manchmal nicht klappt: Man sollte den Patienten immer mit einer mutmachenden Verabschiedung aus dem Sprechzimmer entlassen.

Kongressbericht: 129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)

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