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Der wahre Grund für zu wenige Organspenden

Gesundheitspolitik Autor: Friederike Klein

Experte kritisiert die organisatorischen Abläufe. Experte kritisiert die organisatorischen Abläufe. © fotolia/Alexander Raths
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857 Organspenden nennt die Deutsche Stiftung Organtransplantation für 2016. Mit 20 Spendern weniger als im Vorjahr setzte sich damit der Abwärtstrend fort. Ursache sind laut einem Kollegen aber nicht die Skandale.

"Wir sind Importweltmeister für Organe", beklagte Professor Dr. Frank Erbguth von der Klinik für Neurologie des Klinikums Nürnberg. Er ist sich sicher: Nicht Skandale haben die Zahl der Spender beeinflusst. Denn das Verhältnis von gemeldeten Organspendern zu tatsächlichen Spenden und die Ablehnungsquote sind unverändert.

Zurückgegangen ist aber die Zahl der gemeldeten Spender. Der Grund ist seiner Meinung nach nicht die Ablehnung des Hirntodkonzepts bei den Ärzten. Er vermutet, dass die immer komplexeren und fehleranfälligen Abläufe das Personal zurückhaltender machen. "Es hat keiner Bock, morgens um zehn die ganze Maschinerie anzuwerfen, da ist der Tag gelaufen", illustrierte er das Problem und forderte mehr Transparenz. Es fließe viel Geld in die Transplantationsmedizin, an diesen Punkt jedoch zu wenig.

Lebendspenden könnten Organbedarf decken

So helfen denn auch die wiederkehrenden Anzeigenkampagnen für Organspende nicht weiter. Deutschland wird sich Prof. Erbguths Ansicht nach aber sowieso stärker mit Lebendspenden auseinandersetzen müssen: "Für die häufig genannten 12 000 Menschen, die auf ein Organ warten, können wir eh niemals genügend Hirntote liefern."

Quelle: 123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin

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