Wirkmechanismen zur Mukosaprotektion

Wird die Darmmukosa geschädigt, kann die Barrierefunktion dieses Epithels gestört sein. Die hierdurch veränderte intestinale Permeabilität ist mit dem Reizdarmsyndrom assoziiert. Doch wie kann die Darmmukosa bei Betroffenen geschützt werden? Eine in vitro Studie untersuchte den Effekt des Phytotherapeutikums STW5-II. 

Der Darmmukosa kommt eine besonders anspruchsvolle Aufgabe zu: Auf der einen Seite muss sie eine schützende Barriere zum Darmlumen bilden und auf der anderen Seite die Aufnahme von Nährstoffen und Wasser durch die Epithelbarriere unterstützen.1 Eine wichtige Rolle für die Integrität der Barriere haben Molekülkomplexe, die den Zusammenhalt der Epithelzellen untereinander vermitteln: die sogenannten Tight Junctions. Intakte Tight Junctions verschließen den Spalt zwischen den Epithelzellen der Darmmukosa und verhindern, dass große Moleküle auf diesem Weg unkontrolliert die Schleimhaut überwinden können.

Barrierestörungen mit Reizdarmsyndrom assoziiert

Sind die Tight Junctions geschädigt, können sich große Moleküle, wie z. B. Nahrungsallergene oder Krankheitserreger, gewissermaßen zwischen den Epithelzellen hindurchzwängen. Studien, die auch in der aktuellen S3-Leitlinie zum Reizdarmsyndrom (RDS) diskutiert werden, zeigten einen Zusammenhang zwischen der gestörten Barrierefunktion und dem RDS: 

  • Dickdarmbiopsien von Betroffenen zeigten eine erhöhte Permeabilität der Mukosa.2,3
  • Jüngste Studien konnten Veränderungen in der Expression und der Struktur der Tight Junctions bei Patientinnen und Patienten mit RDS nachweisen.2,4
  • Bei Personen mit RDS wurde eine Komponente dieser Tight Junctions durch eine veränderte Regulation schneller abgebaut.2,5 

STW 5-II mit positiven Effekten in Modellsystem

Wie die Tight Junctions geschützt werden können, wurde an einem Darm-Organoid-Modell untersucht.6

Mit Hilfe eines entzündungsfördernden Zytokin-Cocktails und bakteriellen Proteinen wurde eine Inflammation sowie eine Störung der Tight Junctions induziert. Diese Organoide wurden mit dem Phytotherapeutikum STW 5-II (Iberogast® Advance) behandelt oder, als Kontrolle, unbehandelt belassen. Die Auswertung zeigte, dass STW 5-II die gemessenen Entzündungsparameter über verschiedene Mechanismen reduzieren konnte. Damit konnte u. a. die im Modell induzierte Schädigung der Tight Junctions abgeschwächt werden. Zudem konnten bereits ausgelöste Degradierungsprozesse aufgehalten oder rückgängig gemacht werden.6

Erklärung für klinische belegte Wirkung von STW 5-II? 

Die Autorenschaft schließt mit dem Fazit, dass STW 5-II durch Modulation verschiedener Entzündungskaskaden über umfangreiche antiinflammatorische Eigenschaften verfügt und damit auch protektiv auf die Barrierefunktion des Darms wirken kann.6 Aus Sicht der Forschenden könnte dies als ein weiterer Wirkmechanismus die klinisch belegte Wirksamkeit des Phytopharmakons Iberogast® Advance beim Management von Reizdarm-assoziierten Symptomen erklären.6

Literatur:
1. Martinez C et al. Cellular and molecular basis of intestinal barrier dysfunction in the irritable bowel syndrome. GutLiver. 2012;6(3):305-315.
2. Layer P et al. Update S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie desReizdarmsyndroms der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoff wechselkrankheiten(DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM). Stand 2021. AWMF-Reg.-Nr. 021/016, unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/021-016l_S3_Definition-Pathophysiologie-Diagnostik-Therapie-Reizdarmsyndroms_2022-01_1_01.pdf (abgerufen am 06.02.2022).
3. Piche T et al. Impaired intestinal barrier integrity in the colon of patients with irritable bowel syndrome:involvement of soluble mediators. Gut. 2009;58(2):196-201.
4. González-Castro AM et al. Mucosal pathobiology and molecular signature of epithelial barrier dysfunction in thesmall intestine in irritable bowel syndrome. J Gastroenterol Hepatol. 2017;32(1):53-63.
5. Coëff ier M et al. Increased proteasome-mediated degradation of occludin in irritable bowel syndrome. Am JGastroenterol. 2010;105(5):1181-1188.
6. Elbadawi M et al. Anti-inflammatory and tight junction protective activity of the herbal preparation STW 5-II onmouse intestinal organoids. Phytomedicine. 2021;88:153589.