Was ändert sich an der Magen-Darm-Physiologie im Alter?

Völlegefühl, Übelkeit, Sodbrennen: Verdauungsprobleme schildern Ihnen vermutlich viele Ihrer älteren Patient*innen. Physiologische Veränderungen machen funktionelle Magen-Darm-Beschwerden in dieser Altersgruppe zu einem häufigen Problem. Da sie sich auch psychisch auswirken und so die Patient*innen isolieren können1, ist eine zielgerichtete Behandlung der Magen-Darm-Beschwerden wichtig.

Physiologische Veränderungen im Alter und deren Folgen1-3

  • Anzahl der Speicheldrüsen nimmt ab
  • Zahnprothesen und Medikamente hemmen Speichelfluss
  • Kauleistung ist durch Abnutzung des Zahnbeins und Zahnschmelzes verringert, Schmerzen durch schlechtsitzende Prothesen

→  Nahrung wird vor dem Herunterschlucken nicht ausreichend zerkleinert

  • Verminderte Magendehnung, schnelleres Sättigungsgefühl
  • Verzögerte Magenentleerung
  • Weniger Magensäure, so dass größere Nahrungsstücke in den Darm gelangen
  • Reduzierte Schutzfunktion der Magenschleimhaut, so dass Stoffe wie Alkohol, Nikotin und Medikamente schlechter vertragen werden

→  Schnelleres Sättigungsgefühl, Völlegefühl, Blähungen, gereizter Magen

  • histologische Abnahme der Cajalzellen
  • Bewegungsmangel, Medikamenteneinnahme/Polypharmazie

→  verzögerte Transitzeit, gestörte Koordination der Mobilität

Multifaktorielle Ursachen mit Multi-Target-Prinzip behandeln

Wenn organische Ursachen von Magen-Darm-Beschwerden ausgeschlossen werden können, ist die Diagnose einer funktionellen Magen-Darm-Störung wahrscheinlich.2 Tritt alleinig Sodbrennen auf, werden oft säurehemmende Arzneimittel empfohlen. Kommen jedoch verschiedene Ursachen und Beschwerden zusammen und stellt sich der Patient oder die Patientin mit z. B.

  • Sodbrennen mit Magenschmerzen
  • Übelkeit
  • Völlegefühl
  • Blähungen oder
  • Magen-Darm-Krämpfen

vor, deutet dies auf funktionelle Magen-Darm-Beschwerden hin, die durch verschiedene Funktionsstörungen im Verdauungssystem verursacht werden können. Bei diesen multikausalen Störungen mit den verschiedenen Beschwerdebildern haben sich Phytotherapeutika (z. B. Iberogast®) mit einem Multi-Target-Wirkprinzip bewährt.2

Wo setzt Iberogast® an?

  • Muskeltonus des Magens: In einer doppelblinden placebokontrollierten Studie mit Proband*innen zeigte sich, dass Iberogast® das Volumen des proximalen Magens und die phasische Aktivität des Antrums vergrößert. Der Druck auf Pylorus oder Duodenum wurde dadurch nicht beeinflusst. Dies zeigt eine regionenspezifische Wirkung auf die Magenmotilität.4
  • Hypersensitivität von Magen und Darm: Bei einem überreizten Magen-Darm-Trakt, der sensibel auf Reize wie Nahrungsaufnahme, Magendehnung oder Säureausschüttung reagiert, können Pflanzenextrakte Abdominalschmerzen entgegenwirken.2 Im Darm verringert Iberogast® durch Serotonin, Bradykinin und Substanz P ausgelöste Nervenentladungen5,6 und die Empfindlichkeit der Darmafferenz gegenüber mechanischen Stimuli.7,8 In vitro Studien haben gezeigt, dass einzelne Substanzen in Iberogast® an die Serotoninrezeptoren 5-HT4 binden und eine Affinität zu Muskarin-M3-Rezepotren haben. Dies könnte die positiven Effekte auf gastrointestinale Überempfindlichkeit und Dysmotilität erklären.8-10
  • Säureverteilung: Tritt Sodbrennen oder saures Aufstoßen auf, liegt dies nicht zwangsläufig an einem Zuviel an Magensäure, sondern kann auch Folge der gestörten Magenbewegung sein. Hier sind Präparate, die die Motilität des Magens regulieren und damit den Mageninhalt koordiniert weitertransportieren, gut geeignet.2
  • Entzündungshemmung und Schleimhautschutz: Während Iberogast® Classic mit 9 Heilpflanzen insbesondere motilitätsregulierend wirkt und damit bei akuten Beschwerden eingesetzt wird, liegt bei Iberogast® Advance der Fokus auf Heilpflanzenextrakten, die im Magen-Darm-Trakt ein starkes Potenzial im Bereich Entzündungshemmung und Schleimhautschutz aufweisen. Diese Produktvariante kommt bei Patient*innen mit häufigeren und länger anhaltenden funktionellen Magen-Darm-Beschwerden zum Einsatz.

Literatur:
1.    Studer F. Stuhlunregelmäßigkeiten im Alter: Obstipation und Diarrhö. Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin 2018;3.
2.    Deutsche Seniorenliga e.V. Magenbeschwerden im Alter.
3.    InForm. Physiologische Veränderungen im Alter. Unter: https://www.fitimalter-dge.de/fachinformationen/ernaehrung-im-alter/physiologische-veraenderungen/ (abgerufen am 23.03.2021).
4.    Pilichiewicz AN et al. Effects of Iberogast on proximal gastric volume, antropyloroduodenal motility and gastric emptying in healthy men. Am J Gastroenterol 2007;102(6):1276-83.
5.    Liu CY et al. The herbal preparation STW 5 (Iberogast®) desensitizes intestinal afferents in the rat small intestine. Neurogastroenterology & Motility, 2004;16(6):759–764.
6.    Hagelauer D et al. Effects of Substance P and Neurotensin on the contractility of ileum of mice in vitro: Inhibition by plant extract STW 5 (Iberogast®). Planta Med 2007;73(09):P_478.
7.    Müller MH et al. STW 5 (Iberogast) reduces afferent sensitivity in the rat small intestine. Phytomedicine 2006;13 (Suppl 5):100–106.
8.    Mueller 2018 et al. Differential Desensitisation of Afferent Nerve Fibres by Iberis amara (STW 6) and Iberogast (STW 5) in the Murine Colon. Am J Phytomed Clin Ther 2018;6(1:4).
9.    Simmen UO et al. Binding of STW 5 (Iberogast®) and its components to intestinal 5-HT, muscarinic M3, and opioid receptors. Phytomedicine 2006;13: 51–55.
10.    Abdel-Aziz HO et al. Evaluating the Multitarget Effects of Combinations through Multistep Clustering of Pharmacological Data: the Example of the Commercial Preparation Iberogast. Planta Med 2017;83(14/15): 1130–1140.
11.    Heinrich H et al. Effect on gastric function and symptoms of drinking wine, black tea, or schnapps with a Swiss cheese fondue: randomised controlled crossover trial. BMJ 2019;341_c6731.