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Diabetes: Psychosoziale Versorgung verbessern

Gesundheitspolitik Autor: Professor Dr. phil. Bernhard Kulzer

Angststörungen, Zwangserkrankungen sowie bestimmte Formen von Essstörungen kommen bei Diabetespatienten deutlich häufiger vor als in der Allgemeinbevölkerung. Angststörungen, Zwangserkrankungen sowie bestimmte Formen von Essstörungen kommen bei Diabetespatienten deutlich häufiger vor als in der Allgemeinbevölkerung. © iStock/Prostock-Studio
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Psychische und somatische Faktoren sind gleichermaßen für den Ausbruch der Erkrankung, den Umgang mit dem Diabetes, die Umsetzung der Therapie und die Langzeitprognose des Diabetes verantwortlich. Doch vielen Menschen fällt es schwer zu akzeptieren, dass sie lebenslang mit Diabetes leben und ihre Therapie mit der erforderlichen Selbstdisziplin umsetzen müssen. Sorgen und Ängste bezüglich des Risikos oder tatsächlichen Auftretens von Folgeerkrankungen und Akutkomplikationen des Diabetes sind eine weitere Belastungsquelle.

Auch psychische Erkrankungen und akute Lebensprobleme sind eine wichtige Barriere der Diabetestherapie. Die deutschen Daten der internationalen DAWN-2 Studie zeigen, dass 44 % aller Patienten mit Typ-1-Diabetes und jeder vierte Patient mit Typ-2-Diabetes aufgrund des Diabetes stark belastet sind. Erhöhte diabetesbezogene Belastungen steigern die Wahrscheinlichkeit für Depressionen um den Faktor 2.

Auch Angststörungen, Zwangserkrankungen sowie bestimmte Formen von Essstörungen kommen bei Diabetespatienten deutlich häufiger vor als in der Allgemeinbevölkerung. Das Auftreten komorbider psychischer Störungen verschlechtert nachweislich die Prognose des Diabetes und erhöht die Mortalität.

Trotz dieser eindeutigen Befundlage gibt es in Deutschland keine flächendeckenden psychosozialen Angebote für Menschen mit Diabetes. Es fehlen Strukturen und Finanzierungsmodelle. Bei Krankheitsbildern wie Krebs, Parkinson oder Epilepsie gibt es seit Jahrzehnten psychosoziale Beratungsstellen, auch das DMP Brustkrebs enthält Vereinbarungen für psychoonkologische Leistungen. Diese Modelle könnten als Vorlage dienen.

Auch die Weiterbildung für Psychotherapeuten („Spezielle Psychotherapie Diabetes“) kann die Versorgung von Patienten mit psychischen Störungen verbessern, sofern für eine zu definierende Versorgungsregion entsprechende Kassensitze ausgeschrieben werden.

Zukunftstag Diabetologie der DDG

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