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Nationale Dekade gegen Krebs geht mit 13 neuen Forschungsprojekten in ihr zweites Jahr

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck

Die Zahl der Krebsneuerkrankungen soll weiter steigen. Statistisch gesehen erkrankt jeder Zweite in einer Familie im Laufe seines Lebens an Krebs. Die Zahl der Krebsneuerkrankungen soll weiter steigen. Statistisch gesehen erkrankt jeder Zweite in einer Familie im Laufe seines Lebens an Krebs. © WavebreakMediaMicro – stock.adobe.com
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500 000 neue Krebsfälle werden jährlich in Deutschland gezählt. 2030 könnten es 600 000 sein. Das erfüllt Akteure im Gesundheitswesen mit Sorge. Eine Gegenstrategie soll die 2019 initiierte Nationale Dekade gegen Krebs entwickeln. An welchem Punkt steht sie?

Neue Verfahren zu Diagnostik und Therapie sichern inzwischen 65 % der an Krebs Erkrankten ein Überleben von mindes­tens fünf Jahren. Das ist ein Erfolg, der allerdings oft auch mit langfris­tigen Nebenwirkungen verbunden ist. Zudem überleben 35 % der Tumorpatienten ihre Krebserkrankung eben nicht.

Dabei rechnen Wissenschaftler in den kommenden zehn Jahren mit einem Anstieg der jährlichen Krebsneuerkrankungen auf rund 600 000 Fälle – „wegen der alternden Gesellschaft und einer ungesunden Lebensweise vieler Menschen“, wie Bundesforschungsministerin Anja Karliczek bemerkt. Schon heute sei Krebs nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen zweithäufigste Todesursache, so die Ministerin, und unterstreicht damit die Relevanz der Nationalen Dekade.

Die Aktivitäten der Dekade gegen den Krebs richten sich auf eine bessere Behandlung. Dabei sollen vorhandenes Wissen, u.a. basierend auf Daten von Krankenkassen und klinischen Registern, sowie Erkenntnisse aus der Wissenschaft schneller in der Praxis ankommen. Krebsforschung auf höchstem Niveau und ein besserer Zugang zu den Ergebnissen seien „ein ganz entscheidender Schritt in Richtung Krebsmedizin der Zukunft“, so Karliczek. Sie kündigte außerdem an, dass das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) – bisher in Dresden und Heidelberg – um bis zu vier Standorte erweitert werden soll. Zu den ungelösten Fragen gehöre auch die große Verschiedenartigkeit von Tumoren, also ihre biologische Variabilität, wie Professor Dr. Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums und Ko-Vorsitzender des Strategiekreises der Nationalen Dekade, erläuterte. Sich hier anzunähern könne helfen, individualisierte Herangehensweisen zu entwickeln und mehr über die Resistenzentwicklung gegen heutige Therapien zu erfahren. Dass Patienten rasch von den medizinischen Innovationen profitieren, kann laut Professor Dr. Michael­ Hallek, Mitglied des Beirats der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie, durch Kooperation gelingen. Haus­ärzte, niedergelassene Onkologen, wohnortnahe Krankenhäuser und die Universitätsmedizin müssten zusammenarbeiten. Ziel der Dekade sei die Etablierung einer wohnortnahen, Wissen generierenden Versorgung von Krebspatienten. Zugleich setzen die Akteure auf eine stärkere Prävention und Früherkennung, u.a. durch die Weiterentwicklung von Maßnahmen. Themen sind hier zum Beispiel die Früherkennung von Brustkrebs durch MRT, erbliche Vorbelastungen und der Einfluss des Rauchens. 70 % der Krebserkrankungen sind vermeidbar bzw. nicht tödlich, wenn konsequent die Primärprävention und die Früherkennung den Menschen zugutekommen würden, so Prof. Baumann. Der Fokus des Bündnisses liegt auf einem Bündel an unterschiedlichen Maßnahmen. Mehr Forschung zu Prävention, Früherkennung, Nebenwirkungen und Versorgungsschnittstellen soll die Umsetzung wissenschaftlich begleiten. Konkret sind 13 Forschungsprojekte vereinbart, für die das Bundesforschungsministerium in den kommenden zehn Jahren 63 Mio. Euro zur Verfügung stellt. Projektnehmer erhalten bis zu sieben Monate Zeit und entsprechende Mittel, um unter Einbezug von Patientinnen und Patienten die Vergleichs- und Optimierungsstudien und ihre Umsetzung zu planen. Die Projekte betreffen die Bereiche Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge und laut BMBF klassische Bereiche wie Operation, Radio- und Chemotherapie, aber auch Psychoonkologie und Sport. Im Fokus stehen häufige Krebserkrankungen der Brust, der Prostata oder des Darms sowie Tumoren der Haut, der Niere oder der Speiseröhre. 

Quelle: Pressekonferenz des Bundesministeriums für Bildung und Forschung

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