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Universitäre Krebszentren bündeln Expertise zu Lungenkrebs

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck

Genbasierte Diagnostik ermöglicht passgenaue Therapien für Krebspatienten. Genbasierte Diagnostik ermöglicht passgenaue Therapien für Krebspatienten. © Alexey Novikov – stock.adobe.com
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Die Deutsche Krebshilfe ist der bedeutendste private Drittmittelgeber für die onkologische Forschung in Deutschland. 2018 unterstützte sie mit knapp 60 Mio. Euro 128 Projekte und Initiativen. Darunter auch das „Nationale Netzwerk genomische Medizin (nNGM) Lungenkrebs“.

Das Netzwerk nNGM ist die europaweit größte Kooperationsplattform zur molekularen Diagnostik und Therapie von Lungentumoren. Zusammengeschlossen haben sich hierfür 15 universitäre Krebszentren aus ganz Deutschland. Sechs Arbeitsgruppen sind auf verschiedene Teilprojekte spezialisiert: Molekulare Diagnostik, Qualitätssicherung, Dokumentation und Evaluation, Beratung, Klinische Studien und Translationale Forschung.

Molekulare Diagnostik erfasst Treibermutationen

Wie Professor Dr. Jürgen Wolf, Ärztlicher Leiter des Centrums für Integrierte Onkologie (CIO) Köln und Sprecher des Netzwerks, gegenüber Journalisten berichtete, bietet das im vergangenen Jahr gegründete nNGM bereits jedem dritten Betroffenen eine neue, maßgeschneiderte Therapie – Tendenz steigend. Basis hierfür ist laut Netzwerk eine qualitativ hochwertige molekulare Diagnostik, die schnell und präzise Treibermutationen erfasst.

Zu den derzeit bundesweit über 380 regionalen Kooperationspartnern gehören Krankenhäuser, niedergelassene Onkologen und Facharztpraxen sowie Krankenkassen. Sie sind über Verträge der Besonderen Versorgung nach §140 SGB V eingebunden. Die Kostenerstattung außerhalb des regulären Budgets einer Behandlung im Krankenhaus oder als ambulanter Patient ist somit gewährleistet.

Langfristige Mission: ein flächendeckendes Angebot

Am Institut für Pathologie des Universitätsklinikums Köln wird pro Woche das Tumorprofil von rund 150 Lungenkrebspatienten analysiert. Doch bundesweit profitieren längst noch nicht alle Lungenkrebs­patienten von der DNA-Sequenzierung. Langfristiges Ziel der Wissenschaftler und Ärzte im Netzwerk ist deshalb eine flächendeckende, umfassende, harmonisierte molekulare Testung möglichst aller Patienten mit nicht kurativ behandelbarem Lungenkrebs.

ROS1-Patientin berichtet über eigene Erfahrungen

Bärbel Söhlke von der ROS1-Selbsthilfegruppe Deutschland zählt zu den Patienten, die von der innovativen Diagnostik profitieren. 2008 erhielt sie, obwohl sie nie geraucht hatte, die Diagnose fortgeschrittener Lungenkrebs. Es folgten Chemotherapien und eine Operation. Die Überlebenschance betrug zuerst wenige Monate.

Das Blatt wendete sich, als die Patientin 2012 in der Kölner Uniklinik getestet und eine Translokation des Gens ROS1 entdeckt wurde. Es folgte eine zielgerichtete Therapie. Söhlke konnte dabei ein neues Medikament (Crizotinib) nutzen. Nach fünf Tagen fühlte sie sich besser, nach fünf Wochen war der Tumor am Schrumpfen. Inzwischen ist das Medikament in der Europäischen Union zur Behandlung von Erwachsenen mit fortgeschrittenem ROS1-positiven nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom zugelassen.

Quelle: Jahrespressekonferenz der Deutschen Krebshilfe

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