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Vier-Tage-Woche Protestaktion inspiriert MFA-Gewerkschaft

Praxismanagement , Praxisführung Autor: Isabel Aulehla/ Michael Reischmann

MFA sollen nur vier Tage arbeiten und nicht am Mittwoch zur Erledigung der Bürokratie herangezogen werden. (Agenturfoto) MFA sollen nur vier Tage arbeiten und nicht am Mittwoch zur Erledigung der Bürokratie herangezogen werden. (Agenturfoto) © Robert Poorten – stock.adobe.com
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Der Aufruf des Virchowbundes, den Praxisbetrieb als Protest- und Sparmaßnahme auf eine Vier-Tage-Woche umzustellen, kommt bei der Gewerkschaft der MFA gut an. Sie will das gerne tarifvertraglich vereinbaren.

„Leistungen, die nicht bezahlt werden, können auch nicht erbracht werden. Deshalb müssen wir unsere Leistungen einschränken“, erklärt der Bundesvorsitzende des Virchowbun­des, Dr. Dirk Heinrich. Die Praxen stünden durch die Inflation unter enormem Kostendruck. Doch die Finanzierung sei budgetiert, Gelder würden sogar gestrichen – siehe das Ende der Neupatientenregelung.

Deshalb schlägt Dr. Heinrich vor, die Versorgung durch niedergelassene Ärzte auf Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag zu beschränken. „Der Mittwoch soll zur Bewältigung der Bürokratie und zur Fortbildung genutzt werden.“ Die Versorgung von Akutfällen übernähme der ärztliche Bereitschaftsdienst. Laut KBV (Bürokratieindex 2020) fallen pro Jahr und Praxis 61 Arbeitstage für Informationspflichten an. 

GKV: Ärzte erhalten 2023 über eine Mrd. Euro mehr Honorar

Der Verband hebt als Vorteile der Praxisschließungen hervor:

  • Eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich macht den MFA-Beruf attraktiver und Praxen wieder zu nachgefragten Arbeits- und Ausbildungsplätzen.
  • Die Konzentration der Patientenversorgung auf vier Tage dient der wirtschaftlichen Praxisführung. Mit dem Schließtag lässt sich die Energieverteuerung zum Teil abfangen.
  • Eine Vier-Tage-Woche ist familienfreundlich und macht die Niederlassung für junge Ärztinnen und Ärzte attraktiver, speziell gegenüber einer Klinikanstellung. Die Umstrukturierung sei eine Chance, aus dem „Hamsterrad“ auszusteigen. Jeder vierte bis  dritte Niedergelassene fühle sich durch seine Arbeit ausgebrannt.

„Wir unterstützen die Forderungen nach einer Vier-Tage-Arbeitswoche für MFA bei vollem Lohnausgleich hundertprozentig und möchten den Virchowbund einladen, diesen Vorschlag auch tarifvertraglich mit uns zu regeln“, kommentiert ­Stephanie Schreiber, Vize im geschäftsführenden Vorstand des Verbandes medizinischer Fachberufe, den Vorstoß. „Allerdings muss das auch heißen, dass MFA wirklich nur vier Tage arbeiten und nicht am Mittwoch zur Erledigung der Bürokratie herangezogen werden.“

Ein Sprecher des GKV-Bundesverbandes hält laut „Spiegel online“ dagegen: Die niedergelassenen Ärzte würden 2023 mehr als eine Mrd. Euro an zusätzlichem Honorar erhalten. Er verweist auch auf den durchschnittlichen Reinertrag pro Praxisinhaber von über 215.000 Euro (2019) – wie könne der Virchowbund hier dazu aufrufen, die Leistungen für die Patienten einzuschränken?

Die Saulheimer Hausärztin Dr. Barbara Römer, die den Haus­ärzteverband Rheinland-Pfalz führt, berichtet, dass bei dem Virchow­bundvorstoß zwei Herzen in ihrer Brust schlagen.  „Wenn wir unsere Leistung zurückschrauben, steigt trotzdem gleichzeitig der Versorgungsbedarf. Das wird zu vielen Diskussionen führen. Wir erleben es jetzt schon, dass Patienten fragen, warum wir abends nicht mehr da sind. Wir mussten wegen Fachkräftemangels unsere Abendsprechstunde reduzieren. Das spart nebenher Energie, aber natürlich fehlen dadurch einige Stunden Versorgung.“

Dr. Römer: „Es müssen Rahmenbedingungen struktureller, finanzieller und personeller Art geschaffen werden, unter denen wir arbeiten können und wollen. Wenn es sich betriebswirtschaftlich nicht rechnet, macht der Bäcker zu, macht der Metzger zu und macht eben auch die inhabergeführte Praxis zu.“ 

Medical-Tribune-Bericht

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