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Verlierer der Vergütungsreform: Laborärzte fühlen sich angeschmiert

Gesundheitspolitik Autor: Thomas Trappe

Der Berufsverband Deutscher 
Laborärzte will verhindern, dass Praxen mit angeschlossenem Labor Untersuchungen selbst durchführen – und fordert deshalb das Vier-Augen-Prinzip. Rechts: BDL-Chef Dr. rer. nat. 
Andreas Bobrowski. Der Berufsverband Deutscher Laborärzte will verhindern, dass Praxen mit angeschlossenem Labor Untersuchungen selbst durchführen – und fordert deshalb das Vier-Augen-Prinzip. Rechts: BDL-Chef Dr. rer. nat. Andreas Bobrowski. © BDL Labor Lübeck
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Die Laborreform wurde genutzt, um auf Kosten der Laborärzte einen Hausarzt-Facharzt-Konflikt zu befrieden, beklagt der Berufsverband. Er verlangt neue Reformschritte.

Laut Dr. Andreas Bobrowski, Vorsitzender des Berufsverbands Deutscher Laborärzte (BDL), sind es für seine Fachkollegen in den Laboren alltägliche Erfahrungen: Analysen durchzuführen, bei denen von vornherein klar ist, dass sie nichts bringen. Leider „viel zu häufig“ komme das vor, sagt Dr. Bobrowski. Es sei also Aufgabe der Gesundheitspolitik, Fach- und Haus­ärzten zu helfen, unnötige Labor-Überweisungen zu reduzieren.

Stattdessen sei jüngst genau das Gegenteil geschehen. Mit der seit April gültigen Laborreform habe man den rund 1000 Labormedizinern hierzulande geschadet, um „einen Haus- und Facharztkonflikt“ zu befrieden. Das wiederum gefährde die finanzielle Attraktivität des Fachs und damit die flächendeckende Versorgung mit Labormedizinern. Der BDL besteht auf Korrekturen an der Reform. Eine Forderung: Die Indikationsqualität bei Laborüberweisungen muss dringend verbessert werden.

Reform soll Anstieg der Laborkosten bremsen

Die Laborreform trat vor wenigen Wochen in Kraft, nachdem sich KBV und GKV-Spitzenverband gegen den Protest der Labormediziner geeinigt hatten. Es soll damit dem seit Jahren überproportionalen Anstieg der Laborkosten entgegengewirkt werden, der dafür verantwortlich war, dass zuletzt rund 37 Mio. Euro aus den ärztlichen Honorartöpfen nachgeschossen werden mussten.

Außerdem wollte man eine Ungleichbehandlung von Fach- und Hausärzten beseitigen. Denn Laborleistungen werden überwiegend von Fachärzten angewiesen, bisher aber zu gleichen Teilen auch von Haus­ärzten mitfinanziert – seit der Reform zahlen diese weniger. Dass der Vorwegabzug Labor seit Jahren nicht mehr ausreicht, um Laborleis­tungen zu finanzieren, hat laut Dr. Bobrowski vor allem damit zu tun, dass die Grundsumme nicht ausreichend erhöht wurde. Unstrittig ist allerdings auch, dass in den letzten Jahren die Labor- schneller als die Gesamtvergütung stieg. Nach Angaben des BDL liegt das auch daran, dass für immer mehr Krankheitsbilder Laboruntersuchungen möglich sind und die (teure) Technik sich rasant weiterentwickelt.

Um Kosten zu sparen, wurde mit der Reform vor allem bei den Laborärzten gekürzt. Sie bekommen nur noch mindestens 89 % der erbrachten Leistungen garantiert vergütet und damit 2,6 Prozentpunkte weniger als bisher. Zudem können die KVen regionale Laborbudgets festlegen, also zusätzlich kürzen.

BDL: Wirtschaftlichkeitsbonus wirkt geradezu schädlich

Außerdem sollen Ärzte, die Laborleistungen veranlassen, mit einem höheren Wirtschaftlichkeitsbonus als bisher belohnt werden, wenn sie das im Vergleich mit den Kollegen ihrer Fachgruppe besonders sparsam tun. Dieser Bonus wirke geradezu schädlich, sagt Dr. Bobrowski, weil damit Haus- und Fachärzte „für das Unterlassen von Laboruntersuchungen“ honoriert würden. Mit den regionalen Budgets sei zudem der Grundsatz „Gleiches Geld für gleiche Arbeit“ verlassen worden.

Ein „Skandal“ sei es, „dass es zu einer Absenkung der laborärztlichen Befundungs- und Beratungsziffer um mehr als 50 %“ gekommen sei. „Damit werden auch alle Beteuerungen, die ärztlich geprägte Laboratoriumsmedizin künftig mehr zu fördern, ad absurdem geführt.“

Jeder zweite Euro für Nichtlaborärzte

Als maßgebliche Ursache der jetzigen Finanzmisere sieht der BDL die vielen Fachärzte außerhalb der Labormedizin, die in ihren Praxen eigene Labore unterhalten und sich so Untersuchungen selbst zuweisen können. Das führe dazu, dass inzwischen fast die Hälfte der Laborvergütung an Nichtlabormediziner gehe, nämlich rund 1,2 Mrd. Euro – hier spielen auch die 300 Mio. Euro rein, die als Wirtschaftlichkeitsbonus an Haus- und Fachärzte ausgezahlt werden, wenn sie weniger Laborparameter anfordern.

Der BDL würde massenhaften Selbstzuweisungen gerne einen Riegel vorschieben. Er fordert ein Vier-Augen-Prinzip. Ärzte, die Laborleis­tungen veranlassten, dürften diese nicht auch noch selbst durchführen. „Dem Überweisungslabor sollte gegenüber den selbstzugewiesenen Laborleistungen der Vorrang eingeräumt werden “, sagt Dr. Bobrowski.

Und zur Verbesserung der Indikation bei Laborüberweisungen spricht sich der BDL-Chef für eine „präanalytische Pauschale für die Einsender zur Verbesserung der Prozessqualität“ und für „diagnostische Pfade“ aus. Diese Instrumente sollen helfen, den Austausch zwischen Labormedizinern und anderen Ärzten zu fördern und zu strukturieren, um so weniger unnötige Untersuchungen zu produzieren.

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