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Refinanzierung durch GKV gefordert Praxiskosten segeln über der Inflationsrate

Praxismanagement , Geld und Steuern Autor: Michael Reischmann

„Die Kostenexplosion muss durch die gesetzlichen Krankenkassen noch im laufenden Jahr gegenfinanziert werden.“ „Die Kostenexplosion muss durch die gesetzlichen Krankenkassen noch im laufenden Jahr gegenfinanziert werden.“ © MQ-Illustrations – stock.adobe.com
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Wie schlimm wird das noch mit der Inflation für die Arztpraxen? Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) warnt in einer Projektion vor hohen Zuwächsen bei Personal- und Gesamtkosten.

Natürlich: Es gehört zur Begleitmusik von Honorarverhandlungen, dass die eine oder andere Seite mit Zahlen ihrer Statistiker die Wichtigkeit ihrer Forderungen unterstreicht. Und so sind auch die Verlautbarungen des Instituts der KBV und KVen kein zeitlicher Zufall. Schließlich spielen bei der Bestimmung der Honorarvolumen 2023 die Kosten der Vergangenheit die entscheidende Rolle. 

Doch eine Inflationsrate von über 7 % frisst sich in diesem Jahr durch die Portemonnaies. Entlas­tungen wie 9-Euro-Ticket oder Tankrabatt sind vorbei, die Ausgaben für Energie klettern weiter in die Höhe. Folglich fordert Zi-Vorstandschef Dr. Dominik von Stillfried: „Die Kostenexplosion muss durch die gesetzlichen Krankenkassen noch im laufenden Jahr gegenfinanziert werden.“

+7,5 % – das kostet jeden Praxisinhaber 12.700 Euro

Laut Statistischem Bundesamt betrug die Inflationsrate im Juli 7,5 %. Das Zi setzt diesen Wert in seiner Kostenprojektion als Untergrenze für die Entwicklung in den Praxen an. Pro Inhaber ergibt das allein 2022 eine Kostensteigerung von 12.700 Euro, schreibt das Zi. Auf die Personalkosten entfallen davon mindestens 7.100 Euro. „Gegenüber 2017 wären die Personalkosten dann um mehr als 30 %, die Gesamtkosten für den Praxisbetrieb um nahezu 27 % gestiegen“, so das Zi.

Zum Vergleich: Die Kosten für den Praxisbetrieb haben laut Zi in den Jahren 2017 bis 2020 um durchschnittlich 13,2 % zugelegt. Und dies, obwohl die Inflation in diesem Zeitraum lediglich 3,7 % betrug. Der Grund: Zwischen 2017 und 2020 stiegen die Personalausgaben um 18,9 %. Ihr Anteil an den Gesamtkosten einer Praxis liegt bei rund 56 %.

Investitionen ins Praxisteam sind allerdings alternativlos. Laut Bundesagentur für Arbeit gilt der MFA-Beruf als Engpassberuf: Waren im Juli 2019 noch ca. 6.700 offene Stellen bekannt, sind es im Juli 2022 bereits 9.600 (+42 %). Die MFA-Ausbildung findet zwar in den Praxen statt. Diese müssen allerdings auch ein attraktiver Arbeitgeber fürs Fachpersonal bleiben, um die ambulante Versorgung sicherstellen zu können. „Zunehmend bieten aber Kliniken höhere Gehälter, um eigene Personalengpässe auszugleichen“, erklärt das Zi. Damit Terminengpässe nicht noch größer werden, müssten die Praxen in die Lage versetzt werden, steigende Personalkosten zu stemmen. Das sollte auch im Interesse der GKV liegen, unterstreicht das Institut.

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