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Probiotikum lindert Reizdarmbeschwerden

Autor: Dr. Judith Lorenz

L. plantarum bildet bei der Fermentation kein Gas, aber Stoffe, die das Wachstum anderer Bakterien hemmen. L. plantarum bildet bei der Fermentation kein Gas, aber Stoffe, die das Wachstum anderer Bakterien hemmen. © Kateryna_Kon – stock.adobe.com
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Für mehr Entspannung bei Reizdarmpatienten könnte zukünftig eine Probiotikatherapie sorgen. Ein spezieller Lactobacillus – gegeben über zwölf Wochen – zeigte deutlich positive Effekte.

Bauchschmerzen, Durchfall, Obstipation, Flatulenz und Meteorismus: Schätzungen zufolge leidet etwa jeder fünfte Deutsche an einem Reizdarmsyndrom (RDS). Aufgrund des heterogenen klinischen Erscheinungsbildes – die Symptome können isoliert, in Kombination oder im Wechsel auftreten – sowie des breiten Spektrums pathophysiologischer Mechanismen gestaltet sich die Therapie meist schwierig: Eine dauerhafte Beschwerdefreiheit ist in der Regel nicht zu erreichen.

Die symptomatische Therapie ergänzt heutzutage ein multimodales Therapiekonzept, das sowohl Ernährung, Psyche als auch Darmmikro­biom einbezieht. Probiotika gewinnen zunehmend an Bedeutung, berichten Professor Dr. Heiner Krammer vom End- und Dickdarmzentrum in Mannheim und Kollegen: Der Bakterienstamm Lactiplantibacillus plantarum 299v (LP299V) wurde bereits in mehreren placebokontrollierten Studien erfolgreich getestet. Nun konnten die Forscher nachweisen, dass LP299V auch unter Alltagsbedingungen und bei verlängerter Behandlungsdauer wirksam und gut verträglich ist.

An der nicht interventionellen Untersuchung beteiligten sich 24 niedergelassene Gastroenterologen und Allgemeinmediziner, die insgesamt 221 erwachsene Reizdarmpatienten behandelten. Über vier bis zwölf Wochen erhielten diese einmal täglich eine Kapsel mit LP299V.

Die Auswertung der Reizdarmtagebücher und der im Rahmen der regelmäßigen Studienvisiten erfassten ärztlichen Dokumentationen ergab: Im Verlauf der zwölfwöchigen Behandlung nahm die Gesamtsymptomatik kontinuierlich ab.

Einnahme am besten über einen längeren Zeitraum

Es besserten sich sowohl die Schwere als auch die Häufigkeit verschiedener Beschwerden (Abdominalschmerzen, Flatulenz, Diarrhö, Obstipation). Gleiches galt für das Gefühl der dringlichen und/oder unvollständigen Entleerung. Die Lebensqualität der Betroffenen stieg deutlich: Krankheitsbedingte Alltagsbelastungen nahmen ab, das seelische Wohlbefinden dagegen zu. 94 % der Studienteilnehmer vertrugen die Behandlung gut.

Die Mikrobiommodulation beim Reizdarmsyndrom sollte idealerweise über mehr als die bisher üblichen vier Wochen untersucht werden, so die Forscher. Die längere Gabe hatte eine deutlich besseren Effekt im Vergleich zu Woche 4 gezeigt.

Quelle: Krammer H et al. Z Gastroenterol 2021; 59: 125-134; DOI: 10.1055/a-1340-0204