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Fachkräftemangel stellt Arztpraxen vor Herausforderungen

Praxismanagement , Team Autor: Michael Reischmann

Praxen haben Probleme, geeignetes Personal zu gewinnen. Der Mangel an nicht-ärztlichen Fachkräften schränkt die Fähigkeit ein, Aufgaben zu delegieren. Praxen haben Probleme, geeignetes Personal zu gewinnen. Der Mangel an nicht-ärztlichen Fachkräften schränkt die Fähigkeit ein, Aufgaben zu delegieren. © mast3r – stock.adobe.com
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Qualifiziertes nicht-ärztliches Personal für die Arztpraxis zu gewinnen und zu binden, stellt die Praxisinhaber zunehmend vor Herausforderungen. Das berichtet das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung auf Basis einer aktuellen Befragung.

2019 und 2020 lis­tete die Bundesagentur für Arbeit die medizinischen Berufe bei den Berufen, die besonders von ­Fachkräfteengpässen betroffenen sind. Das Zentralinstitut (Zi) der KBV und KVen bestätigt die Probleme der Praxisinhaber bei der Personalsuche mit einer Online-Erhebung vom ersten Halbjahr 2021. An dieser nahmen 3567 vertragsärztliche und 1379 psychotherapeutische Praxen teil, von denen rund 64 % bzw. 16 % 2019/2020 Personal anstellen wollten.

Mehr als die Hälfte der befragten vertragsärztlichen Praxen bildet selbst aus. Allerdings ist etwa ein Viertel dieser Praxen von der Abwanderung ihrer Auszubildenden betroffen – trotz Übernahmeangebot. 42 % der Abgänge betrafen eine Stelle in einer anderen Praxis oder einem MVZ. 54 % der Arbeitskräfte verließen die ambulante Versorgung, indem sie den Beruf oder in den stationären Sektor wechselten. Bei 4 % war die gewählte Alternative nicht bekannt.

Das Problem der Fachkräfteabwanderung besteht auch über die Ausbildung hinaus – ausgelöst durch berufliche und persönliche Umorientierung, notiert das Zi. Der Wechsel in Krankenhäuser spiele dagegen „eine vergleichsweise geringe Rolle“. Das Älterwerden der Mitarbeitenden und die zunehmende Verrentung stelle die Praxen vor große personelle Herausforderungen.

Dennoch spricht der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried davon, dass „immer häufiger Krankenhäuser das Rennen um die gut ausgebildeten nicht-medizinischen Fachkräfte machen“. Ihnen falle es leichter, höhere Tarifgehälter zu zahlen. Denn die Preise für stationäre Leistungen seien seit 2016 um 18,6 %, die für vertragsärztliche Leistungen aber nur um 8,3 % gestiegen. Dabei haben 2019/2020 fast drei Viertel der Arztpraxen ihr angestelltes oder anzustellendes Personal mit Sonderzahlungen und Zuschlägen motiviert. Die jährlichen Kosten pro Praxis beziffert das Zi mit fast 4400 Euro. Über zwei Drittel der Praxen hätten steuerfreie „Corona-Sonderzahlungen“ von durchschnittlich 856 Euro je nicht-ärztlichen Mitarbeiter gezahlt.

Dennoch erwarten über zwei Drittel der Arztpraxen für 2021/2022 Probleme, geeignetes Personal zu finden. Über die Hälfte der Praxen gibt an, dass eine zu geringe Qualifikation der Bewerber die Akquise schwierig mache. Das spreche u.a. für eine weitergehende Akademisierung der Ausbildung, meint das Zi.

Fast zwei Drittel der Vertragsärzte berichteten, aufgrund des Mangels an qualifizierten Mitarbeitern in ihrer Delegationsfähigkeit eingeschränkt gewesen zu sein. Aufgefangen wurde dies durch eine Mehrbelastung des ärztlichen Personals, vermuten die Zi-Autoren.

Quelle: Pressemitteilung des Zi

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