Nicht nur an Coxarthrose denken! Hüftschmerzen ohne Sturz

Autor: Dr. Vera Seifert

Starke Schmerzen in der Hüfte lassen einen vor allem bei älteren Menschen zunächst an eine Arthrose denken. Starke Schmerzen in der Hüfte lassen einen vor allem bei älteren Menschen zunächst an eine Arthrose denken. © Dr_Microbe - stock.adobe.com (Generiert mit KI)

Starke Schmerzen in der Hüfte lassen einen vor allem bei älteren Menschen zunächst an eine Arthrose denken. Doch bei einer 68-Jährigen steckte eine Diagnose dahinter, die in der täglichen Praxis leicht übersehen wird.

Schmerzen in der Hüfte und im linken Oberschenkel führten die 68-jährige Frau in die Klinik. Die Beschwerden waren so stark, dass die Patientin nicht mehr laufen konnte, berichten Oanh Vo, Abteilung für Rheumatologie und Immunologie, Campus Kerckhoff der Universität Gießen in Bad Nauheim, und Kollegen. Ein Trauma war laut Patientin nicht vorausgegangen. Entzündungszeichen wie Überwärmung, Rötung oder Schwellung fehlten. Zudem ließen sich die Hüftgelenke bei der klinischen Untersuchung frei bewegen. Zwei Röntgenbilder von Becken und linkem Femur zeigten dann allerdings Auffälligkeiten, die zur Diagnose führten.

Zum einen fand man osteolytische Läsionen im Bereich des linken Trochanter major, zum anderen eine deutliche Zunahme der Dicke des Oberschenkelknochens, insbesondere der Kortikalis. Diese Veränderungen sind pathognomonisch für eine Osteodystrophia deformans (Morbus Paget).

Immer Knochenmetastasen ausschließen!

Differenzialdiagnostisch muss man bei einem solchen Befund an Knochenmetastasen denken, es ließ sich jedoch kein Anhalt für ein Malignom nachweisen. Außerdem kann ein Hyperparathyreoidismus eine Osteodystrophie auslösen, dieser konnte aber ausgeschlossen werden. Es blieb also bei der Diagnose Morbus Paget.

Wie diese seltene Knochenerkrankung entsteht, weiß man nicht. Sie trifft ältere Menschen und geht mit gesteigertem Knochenanbau sowie -abbau einher. Aufgrund von Deformierungen, Frakturen und (Nerven-)Kompressionen kann sie zu Schmerzen, Invalidisierung und Taubheit führen. Aber auch asymptomatische Fälle kommen vor. Außer dem Femur sind häufig Wirbelsäule, Schädel und Tibia betroffen, manchmal nur ein einziger Knochen wie im vorliegenden Fall. Die alkalische Phosphatase ist in der Regel erhöht.

Eine kausale Therapie gibt es nicht. Man behandelt symptomatisch mit Analgetika und Physiotherapie sowie mit Bisphosphonaten i. v. Letztere führen regelhaft dazu, dass die Schmerzen abnehmen. Bei drohenden Frakturen stehen eventuell operative Maßnahmen an. Bei der beschriebenen Patientin besserten sich unter NSAR und einer antiresorptiven Therapie mit dem Bisphosphonat Zoledronsäure die Beschwerden rasch und deutlich. Die anfangs stark erhöhte AP normalisierte sich. 

Quelle: Dtsch Med Wochenschr 2025; 150: 545-546; doi: 10.1055/a-2497-3686 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York