Vom Rausch ins Vergessen Starker Cannabis-Missbrauch könnte die Demenzgefahr erhöhen

Autor: Sabine Mattes

In Nordamerika konsumieren insbesondere ältere Menschen immer mehr Cannabis. In Nordamerika konsumieren insbesondere ältere Menschen immer mehr Cannabis. © Lamduan - stock.adobe.com (Generiert mit KI)

Erhöht ein intensiver Cannabiskonsum im fortgeschrittenen Alter das Rosiko für eine spätere Demenz? Das untersuchten Autoren aus Kanada.  

In Nordamerika konsumieren insbesondere ältere Menschen immer mehr Cannabis. In Kanada ist das Rauschmittel seit 2014 teilweise und seit 2018 vollständig legalisiert. Dort wird es – neben dem privaten Gebrauch – auch für zahlreiche medizinische Indikationen angewendet. Doch die Nutzung ist nicht risikofrei. So steht die Substanz in Verdacht, das Kurzzeitgedächtnis zu beeinträchtigen und langfristig strukturelle Veränderungen im Gehirn auszulösen.

Kohorte umfasste mehr als sechs Millionen Menschen

Die Analyse des Teams um Prof. Dr. Daniel Myran der University of Ottawa basiert auf den Gesundheitsdaten von Einwohnern der kanadischen Provinz Ontario aus den Jahren 2008 bis 2021. Die retrospektive Kohorte umfasste mehr als sechs Millionen Menschen zwischen 45 und 105 Jahren ohne diagnostizierte Demenz. Insgesamt 16 275 Personen mussten im Untersuchungszeitraum als Folge ihres Cannabiskonsums stationär oder ambulant im Spital behandelt werden. Die Forscher matchten diese Fälle nach Alter und Geschlecht mit Patientinnen und Patienten, die aus anderen Gründen in einer Klinik akut versorgt wurden sowie mit Kontrollpersonen aus der Allgemeinbevölkerung, die keine Akutbehandlung erhalten hatten.

Die Zahl der mit Cannabis assoziierten Klinikbehandlungen stieg zwischen 2008 und 2021 um mehr als das Fünffache. Einen überdurchschnittlich hohen Zuwachs verzeichnete dabei die Altersgruppe der über 65-Jährigen. Wer aufgrund intensiven Cannabiskonsums eine Akutversorgung benötigte, hatte in den folgenden Jahren ein erhöhtes Risiko, an Demenz zu erkranken. Innerhalb von fünf Jahren erhielten 5 % dieser Probanden eine entsprechende Diagnose. Bei Personen, die aus anderen Gründen im Spital behandelt werden mussten, waren es 3,6 %, in der Kontrollgruppe 1,3 %.

Das Fünf-Jahres-Demenzrisiko war zwar niedriger als nach einer Notfallversorgung aufgrund von Alkoholmissbrauch, es blieb jedoch auch nach Berücksichtigung von soziodemografischen Faktoren oder chronischen Krankheiten im Vergleich zu den beiden anderen Gruppen um 23 % bzw. 72 % erhöht.

Daten weisen einige Lücken auf

Das Forscherteam betonen, dass sich die beobachteten Zusammenhänge nicht ohne Weiteres auf einen gemässigteren Konsum übertragen lassen. Auch wurden umgekehrte Kausalitäten nicht berücksichtigt, also die Anwendung von Cannabis gegen die Symptome einer bereits bestehenden, aber noch nicht diagnostizierten Demenz. Diese könnten einen Teil der Assoziation erklären.
Ebenso fehlten in den Daten Angaben zu Potenz, Konsummustern und der Applikationsform. Dennoch sollte starker Cannabisgebrauch – insbesondere bei älteren Erwachsenen – als möglicher Risikofaktor für Demenz in Betracht gezogen werden, so das Team.

Quelle: Myran DT et al. JAMA Neurol 2025; doi: 10.1001/jamaneurol.2025.0530