Zu viele Plättchenhemmer nach TAVI Therapie nach TAVI selten leitliniengerecht

Autor: Dr. Anna Millenaar

Im klinischen Alltag erhalten mehr als die Hälfte der TAVI-Patientinnen und -Patienten eine duale Plättchenhemmung. Im klinischen Alltag erhalten mehr als die Hälfte der TAVI-Patientinnen und -Patienten eine duale Plättchenhemmung. © Tamani C/peopleimages.com - stock.adobe.com

Im klinischen Alltag erhalten mehr als die Hälfte der TAVI-Patientinnen und -Patienten eine duale Plättchenhemmung. Dieses Vorgehen widerspricht den Leitlinienempfehlungen und setzt Betroffene einem unnötigen Blutungsrisiko aus.

Lebenslange ASS-Monotherapie nach TAVI* – so lauten die seit 2021 geltenden Leitlinienempfehlungen zur postprozeduralen Plättchenhemmung, falls keine anderweitige Indikation zur Antikoagulation besteht. Gemäß der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie ist dieses Vorgehen indiziert, amerikanischen Fachgesellschaften zufolge sollte es erwogen werden. Der klinische Alltag sieht allerdings anders aus, wie die retrospektive Studie einer Arbeitsgruppe um Dr. Agam Bansal, Cleveland Clinic, zeigt.

Die Forschenden werteten die Daten von 10.967 Patientinnen und Patienten über 60 Jahre aus, die zwischen 2021 und 2023 eine TAVI erhalten hatten. Nicht eingeschlossen waren Personen unter Antikoagulation oder mit perkutaner Koronarintervention im vorherigen Jahr. Nach dem Klappeneingriff wurde mehr als die Hälfte (53,5 %) mit einer dualen Plättchenhemmung (DAPT) entlassen. Nur 43 % bekamen eine ASS-Monotherapie, der Rest Clopidogrel oder ein anderes Regime.

Im Vergleich zu ASS führte die DAPT signifikant häufiger zu Blutungsereignissen – sowohl nach 30 Tagen (7,9 % vs. 10,9 %) als auch nach einem Jahr (15,6 % vs. 19,3 %). Bzgl. der Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse oder der Gesamtmortalität unterschieden sich die Therapien nicht. Dieses Risikoprofil entspricht dem aus bisherigen randomisierten Studien, betont das Autorenteam.

Im Alltag halten sich viele Ärztinnen und Ärzte offenbar nicht an die Leitlinien. Warum ist das so? Die Forschenden vermuten einerseits, dass die Sorge vor thromboembolischen Ereignissen dominiert. Anderseits vertrauen wohl manche auf die bis 2021 ausgeübte Praxis der dualen Plättchenhemmung oder sind angesichts der US-amerikanischen Klasse-IIa-Empfehlung zögerlich. Um ein unnötig hohes Blutungsrisiko zu vermeiden, macht das Team um Dr. Bansal konkrete Vorschläge. So könnten Edukationsmaßnahmen oder klinikinterne Therapieprotokolle dabei helfen, ein evidenzbasiertes Vorgehen durchzusetzen.

*Transkatheter-Aortenklappenimplantation

Quelle: Bansal A et al. J Am Heart Assoc 2025; 14: e038297; doi: 10.1161/JAHA.124.038297