Impfanreize Wenn der Bordellgutschein zur Spritze lockt

Autor: Annette Kanis

Um die Impfbereitschaft zu stärken, versuchte man sich mancherorts mit Prämien und Geschenken. Um die Impfbereitschaft zu stärken, versuchte man sich mancherorts mit Prämien und Geschenken. © Prostock-studio – stock.adobe.com

Eine kostenlose Bratwurst, eine Ziege für die Landwirtschaft oder sogar ein Besuch im Bordell. Wenn man den Impfwillen in der Bevölkerung erhöhen möchte, können ungewöhnliche Ideen entstehen. Besonders deutlich wurde dies während der Coronapandemie. 

Trotz wirksamer Impfstoffe, die gegen COVID-19 entwickelt wurden, war die Impfbereitschaft während der Pandemie vor allem zu Beginn in vielen Ländern verhalten. Erstmals standen auch mRNA-Impfstoffe bei den schnell entwickelten Vakzinen zur Verfügung. Für viele Menschen ein unbekanntes Feld und mit Skepsis beladen. Verschwörungstheorien und Fake News zielten während der Pandemie darauf ab, Ängste vor Impfstoffen zu schüren. Um die Impfbereitschaft entgegen dieser Hürden zu stärken, versuchte man sich mancherorts mit Prämien und Geschenken. Einige der kreativen Ideen stellte Yannick Borkens von der Charité – Universitätsmedizin Berlin in einem Übersichtsartikel vor.

So veranstalten verschiedene Staaten der USA eine Impflotterie. Teilnahmevoraussetzung: eine Impfung gegen SARS-CoV-2. Als Gewinn lockten neben Geldsummen auch Stipendien für Universitäten. In eine andere Richtung ging das Belohnungsvorhaben im Bundesstaat Washington „Joints for Jabs“, das Geimpften einen Joint versprach. Auch Verlosungen von Freikarten für Sportveranstaltungen oder Massenimpfungen im Stadion mit anschließendem Spiel von Veranstaltern wie der Major League Baseball sollten Impfunwillige anlocken. Die Maßnahmen zeigten durchaus Erfolg, wie die Impfquote erkennen ließ.

Etwas weniger spektakulär: die deutsche „Impfbratwurst“. In verschiedenen Städten wurden kostenlos Bratwürste verteilt an all jene, die sich impfen ließen, unter anderem in Dresden, Augsburg und Hannover. Doch man lockte hierzulande nicht nur mit Essen. Ähnlich wie in den USA nutzte man Sportveranstaltungen als Anknüpfungspunkt: Beispielsweise standen Impfbusse an Stadien bereit und der Verein Hannover 96 vergab Freikarten an Impfwillige. Doch kreative Ideen machten nicht an Grillständen oder Stadiontoren halt – geimpft wurde auch auf einem Weihnachtsmarkt in Bochum oder während einer vierstündigen TV-Livesendung. Bei einer Aktion eines Hamburger Hotels wurden Menschen im Luxusauto zur Impfstation chauffiert. Im März 2023 waren 78 % der Bevölkerung in Deutschland komplett geimpft.

Unter dem Motto „Sex sells“ sorgte ein Bordell in Wien für Schlagzeilen. In den Räumlichkeiten wurde ein Impfzentrum eingerichtet. Die Prämie war ein Bordellgutschein im Wert von 40 Euro. Ähnliche Einrichtungen zogen nach. Anfang 2022 konnte man sich auf der Herbertstraße in der Nähe der Reeperbahn in Hamburg einen „Love Booster“ abholen.

Während westliche Länder mit finanziellen oder ähnlichen Belohnungen warben, wurden in asiatischen Ländern Tiere verteilt. Auf der indonesischen Insel Java verloste man Hühner und Ziegen, im Nordwesten Thailands dagegen Kühe.

Wichtig für erfolgreiche Impfkampagnen sei Vertrauen, so der Autor. Solche eher ungewöhnlichen Anreize werden daher oft kritisiert. In Zukunft solle man daher überlegen, ob Impfprivilegien als Belohnung die richtige Art des Anreizes darstellen. Alternative wäre eine umfassende Bildung im Bereich Medizin und Impfstoffe.

Quelle: Borkens Y. internistische praxis 2025; 68: 574-582