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Krebsoperation Anhaltende Gefahr für Gefäßverschlüsse bei allen Tumoren

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Schon Krebs allein ist ein starker Risikofaktor für eine venöse Thromboembolie, erst recht aber eine Tumoroperation. Schon Krebs allein ist ein starker Risikofaktor für eine venöse Thromboembolie, erst recht aber eine Tumoroperation. © Downer, Nigel -  Science Photo Library
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Das Risiko für venöse Thromboembolien steigt nach einer Tumorresektion an. Abhängig von der Krebsart kann es über Monate deutlich erhöht bleiben. 

Sowohl eine Krebserkrankung als auch größere Operationen mit längerer Bettlägerigkeit erhöhen die Gefahr für Venenthrombosen und Lungenembolien. Nun könnte man meinen, dass nach chirurgischer Entfernung des Tumors und der weitgehenden Genesung die Thrombosegefahr schnell wieder auf ein normales Maß zurückgeht. Doch dem ist nicht so, haben  Dr. Johan Björklund von der Abteilung für molekulare Medizin und Chirurgie am Karolinska-Institut in Stockholm und Kollegen herausgefunden. Sie nutzten verschiedene schwedische Register und wählten mehr als 432.000 Patienten aus, die zwischen 1998 und 2016 wegen eines Malignoms operiert worden waren. Mammakarzinome und kolorektale Tumoren machten zusammen fast zwei Drittel der Indikationen für den Eingriff aus. Jedem Krebskranken ordneten die Wissenschaftler zehn gesunde Kontrollpersonen desselben Geschlechts, im gleichen Alter und mit ähnlichen Wohnverhältnissen zu und beobachteten die Studienteilnehmer nach der Operation über ein Jahr hinweg.

Es zeigte sich, dass bei den Tumorpatienten die Wahrscheinlichkeit für eine Lungenembolie unmittelbar nach der Entlassung aus der Klinik am größten war, aber auch über längere Zeit nach dem Eingriff deutlich erhöht blieb. So lag das Risiko nach 30 Tagen zehn- bis dreißigmal höher als bei den Gesunden. Zu diesem Zeitpunkt war die Gefahr für den Gefäßverschluss bei Patienten mit Lungenkrebs 25-fach erhöht und damit am größten. Patientinnen mit einem Mammakarzinom hatten gegenüber tumorfreien Frauen „nur“ ein etwa fünfmal höheres Risiko. Im weiteren Verlauf stabilisierte sich das Lungenembolierisiko bei den meisten Patienten nach 60–90 Tagen, blieb gegenüber der Vergleichsgruppe aber auf hohem Niveau. Am deutlichsten war die absolute Risikodifferenz bei Patienten mit Blasenkarzinom mit 1,01 Prozentpunkten nach 30 Tagen und 2,69 Prozentpunkten nach zwölf Monaten.

Bei der Weiterbehandlung Gefährdung berücksichtigen

Ähnliches stellten die Wissenschaftler für Thrombosen der tiefen Bein- und Beckenvenen fest. Diese traten bei gesunden und kranken Studienteilnehmern absolut betrachtet häufiger auf als Lungenembolien. Die anhaltende Thrombose- und Emboliegefahr sollten Onkologen bei der Nachsorge und Weiterbehandlung ihrer Patienten unbedingt berücksichtigen, schreiben die Studienautoren abschließend.

Quelle: Björklund J et al. JAMA Netw Open 2024; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2023.54352