
Versorgung neu gedacht Cardiolotsen senken Klinikrückkehr bei Herzkranken

Cardiolotsen sind medizinisches Fachpersonal von Kliniken. Per Weiterbildung haben sie zusätzliche Kompetenzen für die Betreuung von Menschen mit Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Herzrhythmusstörungen erworben. Sie ersetzen keine Versorgungsangebote, erklärt Dirk Becker, Pressesprecher der AOK Nordost, sondern arbeiten eng mit niedergelassenen Haus- und Fachärztinnen bzw. -ärzten zusammen. So soll eine kontinuierliche Betreuung sichergestellt werden.
Berliner Projekt weitet sich auf dem Terrain der AOK aus
Der Kontakt der Helferinnen und Helfer zu den Patientinnen und Patienten beginnt bereits im stationären Aufenthalt. Nach der Krankenhausentlassung erfolgt eine bis zu einjährige Betreuung mit regelmäßigen Telefonkontakten. Cardiolotsen unterstützen unter anderem bei der Einbindung in DMP, der Terminorganisation, der Medikamenteneinnahme und beim Zugang zu Herzsportgruppen. Sie vermitteln auch geeignete Versorgungsangebote wie Nikotinentwöhnung oder Diätberatung. Ziel ist es, die Selbstmanagementkompetenz der Betroffenen zu stärken und Unsicherheiten im Umgang mit der Erkrankung zu reduzieren.
Bereits 2018 startete ein entsprechendes Projekt mit den Vivantes-Kliniken in Berlin, das über den Innovationsfonds gefördert wurde. Wie Becker berichtet, ging es 2021 in ein Versorgungsprogramm über. Daran können sich nun alle interessierten Kliniken in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern beteiligen.
Jüngstes Beispiel ist die Universitätsklinik Brandenburg an der Havel, in der seit Juli 2025 herzkranke Versicherte der AOK Nordost die Unterstützung von Cardiolotsen in Anspruch nehmen können. Ebenfalls seit Juli haben die Cardiolotsen im Klinikum Karlsburg in Mecklenburg-Vorpommern ihre Arbeit aufgenommen.
Es sind bereits 15 Cardiolotsen im Einsatz, sagt Becker. Je nach Bedarf und Intensität der Betreuung könne ein Lotse bis zu 280 Versicherte mit einer chronischen Herzerkrankung für einen Zeitraum von bis zu einem Jahr begleiten. Seit Beginn des Programms haben rund 9.000 Patientinnen und Patienten das Angebot genutzt.
Die AOK Nordost verweist auf eine Evaluation des Modells, die eine signifikante Reduktion von Wiedereinweisungen ins Krankenhaus und kürzere Verweildauer zeigt. Neben einer höheren Versorgungs- und Lebensqualität für die Betroffenen ergeben sich Entlastungseffekte für das Klinikpersonal und eine effizientere Nutzung stationärer Kapazitäten.
Laut Prof. Dr. Oliver Ritter vom Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel profitieren insbesondere Patientinnen und Patienten aus strukturschwachen Regionen mit eingeschränktem Zugang zu Gesundheitsleistungen von den Cardiolotsen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, vor allem Herzinsuffizienz, erfordern eine engmaschige Therapieanpassung, die durch die sektorenübergreifende Zusammenarbeit gefördert werde. Die AOK erwartet, dass sich weitere Einrichtungen dem Modell anschließen. Interessierte Kliniken können sich im Rahmen des Zulassungsverfahrens über das Deutsche Vergabeportal* direkt an die AOK Nordost wenden, dort sind auch weitere Unterlagen zu finden. Eine Kontaktaufnahme ist ferner per E-Mail (cardiolotse@nordost.AOK.de) möglich.
* dtvp.de/Satellite/notice/CXP4YDKHBLX
Quelle: Pressemitteilung – AOK Nordost