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Kehlkopfentzündung Heiser ohne Ende

Autor: Dr. Judith Lorenz

Der laryngoskopische Befund ähnelt 
malignen Veränderungen. Trotzdem sollte man Biopsien, wenn möglich, vermeiden.
Der laryngoskopische Befund ähnelt malignen Veränderungen. Trotzdem sollte man Biopsien, wenn möglich, vermeiden. © Science Photo Library/PHANIE/GARO
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Hinter einer über Monate währenden Heiserkeit steckt in manchen Fällen eine prolongierte ulzerierende Laryngitis. Die entzündlichen Veränderungen können den Verdacht zunächst auf ein malignes Geschehen lenken. Daher sollte man nicht vorschnell biopsieren.

Eine raue und heisere Stimme wirkt auf Dauer sehr belastend und sorgt unter Umständen für Irritationen, nicht nur in beruflichem Kontext. Die potenziellen Ursachen für eine chronische, also länger als drei Wochen andauernde, Laryngitis sind zahlreich: Außer Virus-, Bakterien- und Pilzinfektionen können unter anderem ein Reflux, inhalative (Reiz)-Stoffe (z.B. Zigarettenrauch, Kortikoide, Luftschadstoffe), allergische Reaktionen, eine Stimmüberlastung sowie Autoimmunerkrankungen eine anhaltende Entzündung der Stimmlippen hervorrufen.

Nur selten zeichnet eine prolongierte ulzerierende Laryngitis für die chronisch belegte Stimme verantwortlich, schreiben Dr. Stephanie Reetz, Abteilung Phoniatrie und Klinische Logopädie der HNO-Klinik am Universitätsspital Zürich, und Kollegen. Dieses Krankheitsbild wurde erstmals im Jahr 2000 beschrieben: Typischerweise leiden die Betroffenen über Monate an einer hartnäckigen Heiserkeit, die kaum auf pharmakologische Maßnahmen wie Antibiotika, Protonenpumpenhemmer oder Steroide anspricht. In der Lupenlaryngostroboskopie stellen sich lanzettförmige, ulzerierende Veränderungen an korrespondierenden Stellen im mittleren Stimmlippendrittel dar, die den Verdacht zunächst auf eine maligne Erkrankung lenken können. Nach monatelanger Dauer heilt die Entzündung schließlich in der Regel vollständig ab.

Oft geht der Erkrankung ein Infekt voraus

Die Ätiologie der Entzündung ist bislang unklar, berichten die Autoren. Nicht selten beginnt sie nach einem Atemwegsinfekt, wobei Frauen im vierten und fünften Lebensjahrzehnt offenbar häufiger betroffen sind. Einige Wissenschaftler vermuten einen Zusammenhang mit einer Herpes-simplex-Virus-Infektion. Eine signifikante Assoziation mit Nikotinkonsum, Asthma bronchiale, Diabetes mellitus Typ 2 oder gastroösophagealem Reflux lässt sich anhand der bislang veröffentlichten Fallberichte nicht belegen. Therapeutisch erfolgsversprechend ist Dr. Reetz und Kollegen zufolge eine mehrwöchige Inhalationsbehandlung mit Panthenol und Kochsalzlösung, der initial ein Steroid zugesetzt wird. In Kombination mit Stimmschonung führt die Inhalation meist nach ein paar Monaten zu einer klinischen Besserung oder sogar Beschwerdefreiheit sowie zur Abheilung der Stimmbandläsionen.

Diagnose und Therapie der prolongierten ulzerierenden Laryngitis stellen eine HNO-ärztliche Herausforderung dar, so das Fazit der Experten. Da die Erkrankung offenbar ohne strukturelle Stimmbandfolgen abheilt, warnen sie vor der histologischen Abklärung von malignitätssuspekten Laryngoskopiebefunden. Das sollte nur bei hochgradigem Verdacht geschehen, denn diese Manipulationen könnten Narben hinterlassen. Stattdessen sollten die Betroffenen nach entsprechender Aufklärung engmaschig laryngoskopisch kontrolliert werden.

Quelle: Reetz S et al. HNO 2022; 70: 14-18; DOI: 10.1007/s00106-021-01079-0