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SGLT2-Hemmer Effektive Organprotektion von Anfang an

Autor: Dr. Judith Lorenz

Herz und Nieren schützen – das gelingt mit SGLT2-Hemmern. Herz und Nieren schützen – das gelingt mit SGLT2-Hemmern. © HYWARDS/gettyimages gruffi/iStock
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Ob Menschen mit einem Typ-2-Diabetes auch Herz-Kreislauf- und/oder Nierenkomplikationen ent­wickeln, hängt wesentlich von ihrem initialen HbA1c-Wert ab.  Von der Behandlung mit dem SGLT2-Hemmer Dapagliflozin profitieren allerdings sowohl Betroffene mit hohem als auch mit niedrigem Langzeitwert.

Nach Auswertung von Daten der DECLARE-TIMI-58-Studie kommt ein Forscherteam um Dr. Avivit Cahn von der Abteilung für Endokrinologie und Metabolismus der Universität Jerusalem zu dem Schluss, dass SGLT2-Hemmer nicht nur das Blutzuckerprofil verbessern, sondern auch vor kardiovaskulären Ereignissen schützen. Sein Forschungsteam ging nun der Frage nach, ob ein Zusammenhang zwischen dem initialen HbA1c-Wert und dem kardiovaskulären und renalen Behandlungsergebnis besteht und ob Personen mit hohen und niedrigen HbA1c-Werten im selben Umfang von SGLT2-Hemmern profitieren.

Hierzu analysierten sie die Daten von 17.160 Menschen mit Typ-2-Dia­betes, die im Rahmen der Teilnahme an DECLARE-TIMI 58 mit Dapagliflozin beziehungsweise Placebo behandelt und über durchschnittlich 4,2 Jahre nachbeobachtet worden waren. 6.974 Personen (40,6 %) hatten eine ACVD, die übrigen 10.186 (59,4 %) wiesen hingegen multiple Risikofaktoren hierfür auf: Sie waren älter als 55 Jahre (Männer) bzw. 60 Jahre (Frauen) und mindestens einer der drei Faktoren Dyslipidämie, Hypertonie und Rauchen traf auf sie zu. 

Leitlinienempfehlung unabhängig vom initialen HbA1c

Der in der vorliegenden Studie beschriebene Schutz vor kardiovaskulären und renalen Komplikationen ist vermutlich – außer auf die HbA1c-Senkung – auf pleiotrope Effekte dieser Wirkstoffklasse zurückzuführen. Angesichts dessen empfehlen die aktuellen europäischen1 und amerikanischen2 Leitlinien SGLT2-Hemmer für alle Menschen mit Typ-2-Diabetes mit einem hohem Risiko für bzw. mit bereits eingetretenen atherosklerotisch bedingten kardiovaskulären Erkrankungen (ACVD). Diese Empfehlung gilt dabei unabhängig vom Ausgangs-HbA1c-Wert.

Literatur:

  1. ESC guidelines on diabetes, pre-diabetes, and cardiovascular diseases. Eur Heart J 2020; 41: 255-323; doi: 10.1093/eurheartj/ehz486
  2. ADA 9. Pharmacologic approaches to glycemic treatment: Standards of Medical Care in Diabetes–2021. Diabetes Care 2021; 44(Suppl. 1): S111-S124; doi: 10.2337/dc23-S009

Als dualen kombinierten primären Endpunkt definierten die Forschenden kardiovaskulär bedingten Tod oder Hospitalisierung aufgrund einer Herzinsuffizienz sowie kardiovaskuläre Major-Ereignisse (Herz-Kreislauf-Tod, Myokardinfarkt, ischämischer Schlaganfall, MACE). Den sekundären kombinierten kardiorenalen Endpunkt bildete die anhaltende Verschlechterung der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR), die terminale Niereninsuffizienz oder der Tod aufgrund kardiovaskulärer bzw. renaler Ursachen.

Höherer HbA1c-Ausgangswert, höheres Risiko

Im gesamten Studienkollektiv zeigte sich: Ein höherer Ausgangs-HbA1c-Wert korrelierte mit einem höheren Risiko für den Endpunkt „kardiovaskulär bedingter Tod oder Hospitalisation aufgrund einer Herzinsuffizienz“, wobei pro 1 % höherem HbA1c das Risiko um 12 % zunahm. Pro 1 % höherem HbA1c stiegen ferner das Risiko für Major-Herz-Kreislauf-Ereignisse um 8 % und das kardiovaskuläre Sterbe- sowie das kardiorenale Komplikationsrisiko um je 17 %. Bei den Personen ohne manifeste ACVD (atherosclerotic cardiovaskular disease) ging ein hoher HbA1c-Wert mit einer deutlicheren Risikozunahme im Hinblick auf Major-Herz-Kreislauf-Ereignisse sowie kardiorenale Komplikationen einher als bei den Personen mit vorbestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dies lag insbesondere daran, dass der HbA1c-Wert bei den Personen ohne ACVD stärker für die Endpunkte „Herz-Kreislauf-Tod“ und „Schlaganfall“ prädisponierte als bei den vorerkrankten Personen. 

Abschließend verglichen die Forschenden die Dapagliflozin- und die Kontrollgruppe miteinander. Das Ergebnis: In allen HbA1c-Subgruppen senkte Dapagliflozin den HbA1c-Wert stärker als Placebo. Der SGLT2-Hemmer schützte ferner vor dem Endpunkt „kardiovaskulär bedingter Tod oder Hospitalisation aufgrund einer Herzinsuffizienz“ sowie vor kardiorenalen und renalen Komplikationen. Diese Schutzwirkung bestand dabei unabhängig von der Höhe des Ausgangs-HbA1c-Werts.

SGLT2-Hemmer als unverzichtbare Therapiesäule 

Angesichts dieser Ergebnisse aus DECLARE TIMI 58 halten die Autor*innen SGLT2-Hemmer für eine unverzichtbare Säule der Therapie des Typ-2-Diabetes – und zwar unabhängig von der Glukose-Stoffwechsellage der Patient*innen sowie unabhängig davon, ob bereits eine ACVD vorliegt oder nicht.

Literatur:
Cahn A et al. Diabetes Care 2022; 45(4): 938-946; doi: 10.2337/dc21-1744