Herzscores im Notdienst Herzscores versagen beim sicheren Infarktausschluss

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Die Unterscheidung zwischen kardialem und nichtkardialem Brustschmerz fällt vor allem im Notdienst schwer. Die Unterscheidung zwischen kardialem und nichtkardialem Brustschmerz fällt vor allem im Notdienst schwer.

Die Herzscores preHEAR und preHEART können einen Infarkt in Notfall-Settings mit niedriger Prävalenz nicht sicher ausschließen. Besonders Frauen sind gefährdet.

Die Unterscheidung zwischen kardialem und nichtkardialem Brustschmerz fällt vor allem im Notdienst schwer. Zur Erleichterung wurde für den präklinischen Bereich der preHEART*-Score entwickelt. Es mangelt jedoch an Studien zu dessen Genauigkeit abseits der hoch verdächtigen Fälle, die i. d. R. vom Rettungsdienst abgefangen werden. Um diese Lücke zu schließen, wertete ein Team um Dr. Tonje Johannessen von der Universität Oslo retrospektiv die Daten von zwei europäischen Kohorten aus. In beiden wurde der preHEAR-Score (ohne hs-Troponin) zum Ausschluss eines akuten Myokardinfarkts evaluiert, der preHEART-Score nur in einer von beiden.

An der norwegischen OUT-ACS**-Studie nahmen 1.711 Patientinnen und Patienten teil, die sich in einem primärärztlichen Notfallzentrum vorstellten. 3,6 % der Untersuchten hatten einen Herzinfarkt. Die TRACE***-Population umfasste 664 Personen aus einem primärversorgenden niederländischen Notdienstzentrum. Bei 3 % von ihnen lag letztlich eine akute Koronarstenose vor.

Sensitivität lag je nach Test und Kohorte bei 64–93 %

Der preHEAR-Score bescheinigte 49,3 % (OUT-ACS) bzw. 82,7 % (TRACE) der Teilnehmenden ein niedriges Infarktrisiko, der preHEART-Score 33,6 % (OUT-ACS). Sensitivität und Spezifität für ein akutes Ereignis lagen mit preHEAR bei 63,9 % und 49,8 % (OUT-ACS) bzw. bei 65 % und 84,2 % (TRACE). Der preHEART-Score wies eine Sensitivität von 93,4 % und eine Spezifität von 34,6 % auf. 

Unter den Personen mit niedrigem Risiko gemäß preHEART wurden vier Myokardinfarkte übersehen. Dies betraf ausschließlich Frauen, betont das Autorenteam. Den Forschenden zufolge können weder preHEAR noch preHEART einen Herzinfarkt in Settings mit niedriger Prävalenz sicher genug ausschließen. Insbesondere das Risiko bei Frauen könnte unterschätzt werden. 

*History, ECG, Age, Risk Factors and Troponin level
** One-hoUr Troponin in a low-prevalence population of Acute Coronary Syndrome
***TRiage of Acute Chest pain Evaluated in urgent primary care

Quelle: Johannessen TR et al. Open Heart 2025; 12: e003362; doi: 10.1136/openhrt-2025-003362