ICS auch ohne Asthma und COPD? Hohe Eosinophilenzahlen bei Bronchiektasen könnten den Einsatz rechtfertigen

Autor: Maria Weiß

Wann lohnen sich ICS bei Bronchiektasen ohne Asthma? Neue Daten zeigen Nutzen bei hoher Eosinophilenzahl – trotz fehlender Empfehlung. Wann lohnen sich ICS bei Bronchiektasen ohne Asthma? Neue Daten zeigen Nutzen bei hoher Eosinophilenzahl – trotz fehlender Empfehlung. © Pixel-Shot – stock.adobe.com

ICS werden bei Bronchiektasen ohne Asthma oder COPD auffallend häufig eingesetzt – trotz fehlender Leitlinienempfehlung. Besonders Patientinnen und Patienten mit hohen Eosinophilenzahlen zeigen unter dieser Therapie seltener Exazerbationen.

Im European Bronchiectasis Registry (EMBARC) wurden über die vergangenen zehn Jahre die Daten von mehr als 19.000 Menschen mit Bronchiektasen aus 31 Ländern gesammelt. Eine Auswertung legte kürzlich das Augenmerk auf den ICS-Gebrauch in verschiedenen Subgruppen, schreibt ein Team um Dr. Jennifer Pollock von der Division of Respiratory Medicine and Gastroenterology an der University of Dundee. Dabei zeigte sich, dass ICS mit über 52 % der Fälle die am häufigsten eingesetzten Medikamente bei Bronchiektasen sind. Bei 9.715 Erkrankten waren die Kortikosteroide gemäß der europäischen Leitlinie nicht indiziert, weil kein Asthma, keine COPD und auch keine allergische bronchopulmonale Aspergillose vorlag. Trotzdem erhielt ein Drittel von ihnen ICS.

Insgesamt hatten Patientinnen und Patienten, die ICS anwendeten, klinisch schwerere Bronchiektasenformen. Das galt auch für die Subgruppe der Personen ohne ICS-Indikation. Sie hatten eine schlechtere Lungenfunktion, bildeten mehr Sputum und erlebten häufiger Exazerbationen. Zudem erhielten Patientinnen und Patienten in dieser Gruppe auch mehr andere Medikamente (z. B. Antibiotika und Bronchodilatatoren) und ihre Mortalität war höher. Unklar bleibt allerdings, ob ICS aufgrund des schwereren Verlaufs vermehrt verschrieben wurden oder ob die ICS-Anwendung sich negativ auf den Krankheitsverlauf auswirkte und die Mortalität erhöhte, schreiben Dr. Pollock und ihr Team.

Eine Untergruppe von Personen, die ohne Indikation mit ICS behandelt wurden, schien aber doch eindeutig davon zu profitieren. Bei Menschen mit erhöhten Eosinophilenzahlen traten unter ICS deutlich weniger Exazerbationen auf, was bei Betroffenen mit normalen Werten nicht der Fall war. Bei diesem eosinophilen Phänotyp von Bronchiektasen könnte somit eine Langzeittherapie mit ICS möglicherweise sinnvoll sein. Bei anderen Phänotypen überwiegen dagegen möglicherweise die Schäden durch die Nebenwirkungen der Kortikosteroide. Dies müsste aber in großen kontrollierten randomisierten Studien evaluiert werden.

Quelle:
Pollock J et al. Thorax 2025; 80: 358-368; doi: 10.1136/thorax-2024-221825