Atemwegsinfekte Immunkompromittierte Krebserkrankte: Impfen, desinfizieren und rasch behandeln
Krebspatient:innen sind gegenüber Atemwegsviren besonders vulnerabel, weshalb Hygiene, Impfungen und antivirale Therapie wichtig sind.
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(Hämato-)Onkologische Patientinnen und Patienten erkranken häufiger, schwerer und länger an respiratorischen Viren (CARV*), mahnte PD Dr. Nicola Giesen vom Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart. Zudem schützen Impfungen sie oft weniger effektiv. Die Kollegin gab einen Überblick zu den neuen AGIHO-Leitlinienempfehlungen hinsichtlich akuter respiratorischer Virusinfektionen.
PCR als bevorzugte Testmethode
Krebspatient:innen mit Atemwegssymptomen können einen Antigen-Schnelltest zu Hause durchführen (Empfehlungsgrad C), bei Krankenhausvorstellung sollte aber ein PCR-Nachweis an respiratorischem Material hinzukommen. „Der Schnelltest ist einfach nicht so sensitiv, vor allem bei geringerer Viruslast“, kommentierte die Referentin. Als therapeutisch relevant gelten insbesondere SARS-CoV-2, Influenza und RSV.
Es kann aber auch Sinn ergeben, weitere Erreger abzuklären, besonders wenn eine Multiplex-PCR zur Verfügung steht. Ärzt:innen sollten immunsupprimierte Tumorerkrankte mit CARV-Infektion zudem repetitiv via PCR testen, um ein mögliches prolongiertes Virusshedding zu detektieren (B; beste Evidenz für SARS-CoV-2 und RSV). Bei Verdacht auf eine Beteiligung der unteren Atemwege raten die Expert:innen zu einer CT des Thorax.
Risiko evaluieren und nötige Therapie rasch beginnen
Wie die Referentin erinnerte, reduziert eine antivirale Therapie die Morbidität und Mortalität bei immunsupprimierten Erkrankten deutlich und sollte so früh wie möglich beginnen, wenn ein Risiko für schwere Verläufe besteht. Sie kann bei Tumorpatient:innen explizit auch dann indiziert sein, wenn sie es bei immunkompetenten Erwachsenen nicht wäre.
Welche antiviralen Therapien werden empfohlen?
Empfohlen sind für immunkompromittierte Krebserkrankte sowohl Neuraminidase-Inhibitoren bei Influenza (Zanamivir, Oseltamivir; jeweils A) als auch Ribavirin bei RSV (B). Entwickeln Patient:innen eine Covid-19-Erkrankung, verweisen die Expert:innen auf Nirmatrelvir/Ritonavir bzw. Remdesivir (jeweils A), um Hospitalisierung und Tod zu vermeiden.
Hygiene und Impfungen bleiben der beste Schutz
Vorbeugend empfiehlt das Leitlinienteam Impfungen gegen Influenza, SARS-CoV-2 und RSV (A). Dr. Giesen wies darauf hin, dass man für immunsupprimierte Erkrankte ab 18 Jahren einen Kostenübernahmeantrag für die RSV-Vakzinierung stellen kann.
Auch konsequente Hygienemaßnahmen bleiben unerlässlich, um vulnerable Gruppen zu schützen: „Eine Maske ist besser als keine Maske, aber idealerweise trägt man natürlich die FFP2-Masken.“ Die Patient:innen, nahe Kontaktpersonen und medizinisches Personal sollten außerdem die Handhygiene beachten (A).
*Communitiy-acquired Respiratory Viruses
Quelle:
Giesen N. Jahrestagung 2025; Vortrag V651