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Prophylaktische Maßnahmen Infektionen bei Zirrhose vermeiden

Viszeralmedizin 2023 Autor: Friederike Klein

Mit höherem Zirrhosestadium steigt auch das Infektionsrisiko. Mit einigen Impfungen lässt sich dieses Risiko jedoch minimieren. Mit höherem Zirrhosestadium steigt auch das Infektionsrisiko. Mit einigen Impfungen lässt sich dieses Risiko jedoch minimieren. © klickit24 – stock.adobe.com
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Patienten mit Leberzirrhose haben ein deutlich erhöhtes Infektionsrisiko. Je höher das Zirrhosestadium ist, umso mehr steigt das Infektionsrisiko. Kommen die Patienten ins Krankenhaus, drohen zusätzlich Infektionen mit Krankenhauskeimen. Mit einer Infektion steigt das Mortalitätsrisiko bei Leberzirrhose fast auf das Vierfache.

25 % bis 35 % der stationär behandelten Patienten mit Leberzirrhose haben eine bakterielle Infektion, berichtete Prof. Dr. ­Martin ­Sprinzl, Schwerpunkt Infektiologie der I. Medizinischen Klinik der Universitätsmedizin Mainz. Bei bis zu 16 % der Betroffenen handelt es sich um eine ambulant erworbene bakterielle Infektion. Infektionen – auch virale oder vermeintlich harmlose – können ein Trigger für die Dekompensation der Leberzirrhose sein, erläuterte der Infektiologe. Für die ambulante Versorgung von Menschen mit Leberzirrhose spielt daher das Monitoring der Erkrankung und des Infektionsgeschehens eine große Rolle. Bei jeder klinischen Verschlechterung der Patienten mit Leberzirrhose sollte immer auch eine Infektion in Betracht gezogen werden, riet Prof. Sprinzl. Impfungen seien eine exzellente Maßnahme zur Risikominimierung, betonte er. Das gilt auch für die COVID-19-Prävention. SARS-CoV-2-mRNA-Impfstoffe führten auch bei vielen Patienten mit Leberzirrhose zu ausreichenden Antikörper-Titern. Empfohlen werden standardmäßig Impfungen gegen

  • Influenza
  • COVID-19 
  • Hepatitis-A- und -B-Viren (bei antikörpernegativen Patienten), 
  • Pneumokokken 
  • Mengingokokken (in endemischen Regionen und bei Hypoasplenie) 
  • Herpes zoster (Alter > 50 Jahre)
  • Tetanus, Diphtherie und Polio (alle zehn Jahre)
  • Masern, Mumps und Röteln (wenn keine Masern-Antikörper nachgewiesen werden können) 

Ob eine Antibiotika-Primärprophylaxe bei Patienten mit Aszites zur Prävention einer spontan bakteriellen Peritonitis (SBP) sinnvoll ist, hängt von der Risiko-Nutzen-Abwägung ab. Bei Patienten mit terminaler Lebererkrankung wurde ein Vorteil dieser antibiotischen Prophylaxe bis zu einem Zeitraum von einem Jahr belegt. Bei antibiotischer Dauertherapie steigt aber auch das Risiko für Resistenzen. Daher empfahl Prof. Sprinzl ein risikoadaptiertes Vorgehen. Ein hohes Risiko und damit eine Indikation zur Primärprophylaxe besteht seinen Ausführungen nach bei gastrointestinalen Blutungen und bei einem Child-Pugh-Score > 9, einem Bilirubinwert von > 3 mg/dl, einer renalen Dysfunktion (Kreatinin < 1,2 mg/dl, Blut-Harnstoff-Stickstoff [BUN] > 25 mg/dl, Na < 130 mMol) und einem Aszites mit erniedrigtem Eiweißgehalt (< 1,5 g/dl). Eine bereits begonnene prophylaktische Antibiose beenden würde der Infektiologe  nicht. Die Ein-Jahres-Mortalitätsrate bei SBP liegt bei 90 %. „Da hört man nicht auf“, meinte er.

Quelle: Viszeralmedizin 2023