Komplementärmedizin bei Wundschmerz Lavendelöl-Inhalation lindert Schmerzen beim Débridement

Autor: Dr. Judith Lorenz

Die Inhalation von Lavendelöl kann den Schmerz während des Wunddebridements nachweislich lindern. Die Inhalation von Lavendelöl kann den Schmerz während des Wunddebridements nachweislich lindern. © Photo – stock.adobe.com

Chronische Wunden schmerzen beim Débridement oft stark. Eine neue Studie zeigt: Die Inhalation von Lavendelöl senkt das Schmerzempfinden – und wirkt schneller als klassische Analgetika. 

Damit chronische Wunden sich nicht infizieren und besser heilen, müssen sie regelmäßig von abgestorbenem Gewebe, Krusten und Fremdkörpern befreit werden. Diese schmerzhafte Prozedur tolerieren die Betroffenen besser, wenn sie zuvor Lavendelöl inhalieren durften. Das zeigt eine Untersuchung an 33 Wundpatientinnen und -patienten im Alter zwischen 17 und 94 Jahren.

In Deutschland leben derzeit etwa 2,7 Millionen Menschen mit chronischen Wunden, berichten Inga Hoffmann-Tischner und Alessandra Hoffmann vom Wundmanagement Köln. Dazu zählen diabetische und venöse Ulzera, Wunden bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit sowie Dekubitus. Ein Débridement ist meist sehr schmerzvoll. Eine medikamentöse Analgesie ist im klinischen Alltag oft unpraktisch, da die Wirkung erst nach 30 bis 60 Minuten einsetzt.

Rascher Wirkeintritt kommt Pflegepersonal entgegen

Lavendelöl wirkt nicht nur antimikrobiell und beruhigend, sondern auch schmerzlindernd. Dieser Effekt tritt schneller ein als bei konventionellen Analgetika. Randomisierte kontrollierte Studien belegen den schmerzlindernden Nutzen der Lavendelölinhalation bei Wundbehandlungen, berichten die Autorinnen. Um den optimalen Einsatz und die Effekte der komplementären Anwendung zu untersuchen, initiierte das Team vom Wundmanagement Köln eine weitere Studie. An der Untersuchung beteiligten sich Pflegedienste, stationäre Altenpflegeeinrichtungen, eine orthopädische Fachklinik sowie Wundzentren und Kliniken in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Insgesamt 33 Personen erhielten zunächst eine Basiswundreinigung ohne analgetische Intervention, in deren Rahmen die Pflegekräfte den Ruhewundschmerz und die während des Débridements auftretenden Beschwerden mithilfe einer visuellen Analogskala erfassten. Bei den folgenden fünf Verbandswechseln inhalierten die Behandelten jeweils vor dem Prozedere drei Minuten lang Lavendelöl.

Elf Personen beendeten die Teilnahme vorzeitig. In keinem Fall waren Nebenwirkungen der Grund hierfür. Die Datenanalyse zeigte, dass das Lavendelöl die Schmerzen beim Débridement deutlich reduzierte. Eine Medikationsumstellung oder die Wundheilung scheiden nach Einschätzung der Autorinnen als Ursache für die Linderung der Beschwerden aus.

Menschen aller Altersstufen mit chronischen und schwer heilenden Wunden profitieren hinsichtlich des Wundreinigungsschmerzes von der Lavendelölinhalation, betonen die Expertinnen abschließend. Nebenwirkungen seien nicht bekannt. Die einzigen Kontraindikationen stellen Unverträglichkeiten und Allergien dar. Zudem biete das komplementäre Verfahren gesundheitsökonomische Vorteile. Es seien jedoch weitere Studien mit größeren Patientenkollektiven nötig.

Quelle: Hoffmann-Tischner I, Hoffmann A. internistische praxis 2025; 69: 207-215