Inzidenz und kardiovaskuläres Risiko Lohnt sich ein allgemeines Screening auf Vorhofflimmern?
Symptomatisches Vorhofflimmern (VHF) führt die Betroffenen meist schnell in eine Arztpraxis.
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Anders sieht es bei Personen aus, bei denen die Rhythmusstörung mild oder symptomlos verläuft. In diesen Fällen könnte man durch ein Screening vorsorgen. Bisher wird ein breit angelegtes Screening per EKG für die Allgemeinbevölkerung nicht empfohlen. Denn es fehlen, zumindest bei Personen mittleren Alters, ausreichend evidenzbasierte Daten zu Inzidenz und Prognose.
In Japan allerdings ist für Personen in mittlerem bis hohem Alter ein 12-Kanal-EKG im Rahmen der jährlichen Vorsorge bereits implementiert, sofern diese über die Japan Health Insurance Association versichert sind. Retrospektiv wertete ein japanisches Forscherteam die Daten von etwa 9,5 Millionen Versicherten im Alter zwischen 35 und 59 Jahren aus, die im Zeitraum 2015–2020 gescreent worden waren. Ausgeschlossen wurden u. a. Patientinnen und Patienten mit bekanntem VHF, einer kardio- oder zerebrovaskulären Erkrankung oder mit Dialysepflicht.
Rhythmusstörung trat bei Männern häufiger auf
Ein VHF ließ sich bei 11.790 Personen feststellen, was einer Erstdiagnose pro 2.400 Screening-EKG beziehungsweise 42,4 Fällen pro 100.000 Personenjahre entspricht, heißt es in der Studie. Die Erkrankung trat häufiger in etwas höherem Alter und deutlich häufiger bei Männern als Frauen (60,9 vs. 9,8 Fälle pro 100.000 Personenjahre) auf. Im Verlauf von drei Jahren kam es bei 1,83 % der Versicherten zu einem ischämischen Insult, 3,87 % entwickelten eine Herzinsuffizienz. Die Gesamtmortalität der Kohorte lag bei 0,78%.
Im Vergleich zu der bezüglich Alter und Geschlecht gematchten Kontrollgruppe aus Versicherten ohne die Rhythmusstörung errechnete man für diejenigen, bei denen im Screening ein VHF entdeckt worden war, ein rund 5-fach höheres Risiko für einen ischämischen Insult. Das Risiko, eine Herzinsuffizienz zu entwickeln war etwa 18-fach höher. Gleichzeitig wiesen die Betroffenen ein relativ niedriges thromboembolisches Risikoprofil auf. Das identifizierte VHF wäre somit ein signifikanter kardiovaskulären Risikofaktor im mittleren Lebensalter.
Obwohl sich die vorliegende retrospektive Analyse nur bedingt verallgemeinern lässt, deuten die Ergebnisse darauf hin, dass ein Vorsorgescreening das kardiovaskuläre Risiko der Menschen mit mildem oder asymptomatischem VHF senken könnte. Im Fazit der Studie spricht sich das Autorenteam dafür aus, Strategien zur Früherkennung und Behandlung in der Bevölkerung mittleren Alters zu entwickeln.
Quelle: Mori Y et al. Circulation 2025; doi:10.1161/CIRCULATIONAHA.125.074433