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Benignes Prostatasyndrom Medikamente oder minimalinvasive Chirurgie?

Autor: Maria Weiß

Für die minimalinvasiven Therapien fehlen noch Langzeiterfahrungen. Für die minimalinvasiven Therapien fehlen noch Langzeiterfahrungen. © magicmine – stock.adobe.com
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Mögliche Nebenwirkungen von Medikamenten gegen die benigne Prostatahyperplasie sorgen immer wieder für Negativschlagzeilen. Aber auch nicht jeder betroffene Mann möchte sich gleich einer Resektion unterziehen. Tatsächlich gibt es zwische Tablette und großem Skalpell einige Alternativen.

Meldungen über Nebenwirkungen von Medikamenten gegen das benigne Prostatasyndrom (BPS) sorgen weiter für Verunsicherung. Finasterid war schon bekannt dafür, möglicherweise zu Impotenz zu führen. Nach den Ergebnissen einer US-amerikanischen Registerstudie wurde jetzt Tamsulosin mit einem erhöhten Demenzrisiko in Zusammenhang gebracht. Merkwürdig ist aber, dass nur Tamsulosin und nicht die anderen Alpha-Blocker Alfuzosin und Doxazosin betroffen waren, sagte Prof. Dr. ­Maurice ­Stephan ­Michel von der Klinik für Urologie und Urochirurgie am Universitätsklinikum Mannheim.

Theoretisch wäre zwar ein Zusammenhang zwischen Alpharezeptoren und Demenz denkbar – ausgerechnet Tamsulosin durchdringt aber am schlechtesten die Blut-Hirn-Schranke. Eine koreanische Registerstudie konnte das erhöhte Risiko nicht bestätigen, was evtl. an der niedrigeren Dosierung und der fehlenden Komedikation mit anticholinergen Medikamenten lag. Trotz dieser diskrepanten Ergebnisse sollte man aber die kognitive Funktion unter Tamsulosin, insbesondere bei Patienten mit erhöhtem Risiko für Depressionen und Demenz, im Auge behalten, sagte der Urologe.

Da es in der Pipeline zurzeit keine neuen medikamentösen Therapieansätze zur Behandlung der BPS gibt, können minimalinvasive chir­urgische Therapien eine mögliche Alternative sein, z.B. bei Unverträglichkeiten. Dazu gehören u.a. die Ablation durch Wasserdampf (Rezüm), das temporäre Einlegen eines Körbchens (iTIND) und die Prostata-Arterien-Embolisation. Diese Verfahren sind alle etwas effektiver als medikamentöse Therapien. Gegenüber dem operativen Standard, der transurethralen Resektion der Prostata (TUR-P) haben sie ein günstigeres Risikoprofil und einen geringeren Einfluss auf die Sexualfunktion, reichen aber nicht an deren Effizienz heran. Zudem ist die Datenlage für sie deutlich schlechter und es fehlen Langzeiterfahrungen. Ein mögliches Einsatzgebiet sah Prof. Michel bei eher kleinem Pros­tatavolumen und geringer bis mittelgradiger Obstruktion, erhöhtem Narkoserisiko, Unverträglichkeit oder Ablehnung von Medikamenten und dem Wunsch nach Erhalt der antegraden Ejakulation.

Geringere Komplikationsrate als beim Standardverfahren

Eine sehr gute Alternative zur ­TUR-P bieten endoskopische Enukleationsverfahren (EEP), betonte Prof. Michel. Aufgrund der deutlich geringeren Komplikationsrate könnten sie der neue „Platin-Standard“ werden. In einer Metanalyse wurde gezeigt, dass EEP im Vergleich zur robotisch assistierten Prostatektomie bei vergleichbar guten funktionellen Ergebnissen zu weniger Blutverlusten und Transfusionsraten sowie kürzeren Katheter- und Krankenhauszeiten führten.

Quelle: UroAktuell 2022