Herzinfarkt ohne Stenose MINOCA: Individuelle Therapie verbessert Symptomatik und Lebensqualität

Autor: Dr. Sabine Debertshäuser

Trotz der klinischen Bedeutung des MINOCA* basieren die aktuellen Behandlungsempfehlungen lediglich auf Beobachtungsstudien und Expertenkonsens. Trotz der klinischen Bedeutung des MINOCA* basieren die aktuellen Behandlungsempfehlungen lediglich auf Beobachtungsstudien und Expertenkonsens. © Crystal light – stock.adobe.com

Stratifizierte Pharmakotherapie bei MINOCA-Betroffenen senkt Angina-pectoris-Beschwerden und steigert die Lebensqualität. Das zeigt die Studie PROMISE eindrucksvoll.

Trotz der klinischen Bedeutung des MINOCA* basieren die aktuellen Behandlungsempfehlungen lediglich auf Beobachtungsstudien und Expertenkonsens. Die Erkrankung müsse man unbedingt ernst nehmen und die Betroffenen bestmöglich versorgen, schreibt eine Arbeitsgruppe um Dr. Rocco­ Montone­ von der Universitario A. Gemelli IRCCS in Rom. Schließlich gehe ein MINOCA mit einem erheblichen Risiko für rezidivierende ischämische Ereignisse, persistierende Angina pectoris, Rehospitalisierung und Mortalität einher. Inwieweit ein stratifizierter Behandlungsansatz die klinischen Ergebnisse der betroffenen Patientinnen und Patienten verbessern könnte, prüfte das Team im Rahmen der multizentrischen randomisierten PROMISE-Studie.

Teilnahmeberechtigt waren erwachsene Männer und Frauen, die mit der Arbeitsdiagnose MINOCA in die Klinik aufgenommen worden waren und sich einer invasiven Koronarangiografie unterzogen hatten. 92 als MINOCA-Betroffene bestätigte Patientinnen und Patienten im durchnittlichen Alter von 62 Jahren fanden Eingang in die Auswertung

Die Teilnehmenden wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert. Die eine Gruppe erhielt eine stratifizierte Behandlung aus umfassender Diagnostik und der anschließenden individuell angepassten pharmakologischen Therapie. Die Vergleichsgruppe wurde nach Standard versorgt.

Primärer Endpunkt war die Veränderung der Angina-pectoris-Symptomatik und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität nach zwölf Monaten, bewertet anhand des SAQSS**. Dieser Score quantifiziert aus Patientensicht die Symptome einer Angina pectoris auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten, wobei höhere Werte für einen besseren Zustand stehen. 

Nach zwölf Monaten war der Punktwert in der Gruppe mit stratifizierter Behandlung signifikant höher als unter Standardtherapie, berichten Dr. Montone et al. Die mittlere Differenz zwischen den beiden Studienarmen betrug 9,38. Bezüglich des Risikos für MACE*** gab es keinen signifikanten Unterschied.

Vorzeitiges Studienende wegen guter Ergebnisse

PROMISE wurde vorzeitig beendet, da sich in der Interventionsgruppe deutliche Vorteile und in der Kontrollgruppe potenzielle Nachteile beobachten ließen, schreibt die Studiengruppe abschließend. Diesen Hinweisen müsse man nun im Rahmen einer größeren prospektiven Untersuchung mit längerer Nachbeobachtungszeit nachgehen.

*     myocardial infarction with non-obstructive coronary arteries
**  Seattle Angina Questionnaire Summary Score
*** major adverse cardiovascular event

Quelle: Montone RA et al. Eur Heart J 2025; doi: 10.1093/eurheartj/ehaf917