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Virtual Reality Mit Brille und Joysticks Heilung finden

Autor: Dr. Vera Seifert

VR ist alles in allem für eine vielversprechende Therapieoption. VR ist alles in allem für eine vielversprechende Therapieoption. © Arsenii – stock.adobe.com
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Durch Korallenriffe tauchen, Naturpfade erkunden oder mit anderen Menschen zum Spielen zusammenkommen: Das alles ist mit Virtual­ Reality­ möglich, ohne einen einzigen Schritt vor die Tür zu setzen. Forscher hoffen, dass derartige Erfahrungen die Beschwerden von chronisch kranken Menschen lindern.

Spätestens seit die Virtual-Reality-Anwendungen vielfältiger und kos­tengünstiger geworden sind, stellt sich die Frage nach einem möglichen therapeutischen Nutzen dieser Technologie. Forscher um Dr. ­William­ ­McGhee von der Queen’s University Belfast wollten wissen, in welchem Umfang und mit welchem Erfolg Virtual Reality (VR) bereits eingesetzt wird, um das psychische Befinden chronisch kranker Menschen zu verbessern.

Die sogenannte immersive VR, die bei der Arbeit von Dr. McGhee­ und Kollegen im Fokus stand, lässt den Anwender so intensiv in die künstlichen Welten eintauchen, dass er sie als real wahrnimmt. Es gibt VR-Programme, mit denen sich computer­erzeugte Landschaften erkunden lassen, oder andere virtuelle Welten, in die man spielerisch allein oder gemeinsam mit weiteren Personen eintaucht und auf ein Ziel hinarbeitet. Beruhigende Computersimulationen tragen zur Entspannung von Körper und Geist bei. Bei wieder anderen virtuellen Realitäten sollen Patienten therapeutisch relevante Erfahrungen sammeln, etwa um im Rahmen einer Expositionstherapie eine Angststörung zu überwinden.

Patienten mit Krebs oder Diabetes, mit chronischen Atemwegs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind vermehrt gefährdet, Depressionen und Ängste zu entwickeln, so Dr. McGhee­ und Kollegen. Ihre Analyse von 31 Arbeiten zum Thema habe unterm Strich ergeben, dass VR-Interventionen gut angenommen werden und dass sie als Therapieverfahren das Potenzial haben, physische und psychische Folgen chronischer Erkrankungen zu mildern. Insbesondere bei Krebspatienten scheinen die virtuellen Interventionen demnach schmerz- und stressreduzierend zu wirken.

Datenlage noch dünn, aber vielversprechend

Eine abschließende Bewertung zum Nutzen von VR bei der Behandlung chronisch kranker Menschen ist ihnen anhand der zur Verfügung stehenden Daten allerdings nicht möglich, schreiben die Wissenschaftler. Hierfür sind die Studiendesigns und die Methodik der einzelnen Studien zu heterogen und die Patientenzahlen zu klein. Zudem gibt es nur wenige kontrollierte Untersuchungen zu diesem Thema.

Die Autoren halten VR aber alles in allem für eine vielversprechende Therapieoption. Sie regen weitere Forschung auf diesem Gebiet an, um die therapeutische Wirkweise der Cyberspace-Erfahrungen besser verstehen und mögliche Langzeit­effekte aufdecken zu können.

Quelle: McGhee W et al. BMJ Support Palliat Care 2023; DOI: 10.1136/spcare-2023-004502