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Immunsystem Nach dem Festmahl haben Salmonellen und Listerien leichtes Spiel

Autor: Dr. Anna Millenaar/Tobias Stolzenberg

Bereits eine einzige übermäßig gehaltvolle Mahlzeit scheint negative Auswirkungen auf unser Immunsystem zu haben. Bereits eine einzige übermäßig gehaltvolle Mahlzeit scheint negative Auswirkungen auf unser Immunsystem zu haben. © fotokitas – stock.adobe.com
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Ein üppiges Festessen scheint auch das Immunsystem träge zu machen. Zumindest bei Labormäusen leidet nach einem opulenten Mahl die gastrointestinale Abwehr, Salmonellen und Listerien haben dann leichtes Spiel.

Wer die Wahl zwischen einer gehaltvollen Mahlzeit und einem eher kalorienarmen Imbiss aus Obst und Gemüse hat, entscheidet sich nur allzu oft für das energiereiche Essen. Dass bei ansonsten gesunder Ernährungsweise schon ein einmaliger Ausrutscher und ein einzelnes Festessen deutliche Folgen für die Immunabwehr haben kann, hat eine Gruppe um Dr. Francesco Siracusa vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf gezeigt.

Für ihre Untersuchung ahmten die Wissenschaftler das soziale Essverhalten des Menschen im Tierversuch nach und servierten Labormäusen einzelne üppige Mahlzeiten. Auch die Nager ziehen fetthaltige und energiereiche Nahrung einer kalorienarmen Kost vor, wenn sich ihnen dazu die Möglichkeit bietet, erläutern die Studienautoren.

Schon eine einzige hochkalorische Mahlzeit – also das, was einem üppigen Festmahl bei uns Menschen entspricht – durchbrach bei den Mäusen die schützende Wirkung der intestinalen Mikrobiota und führte zu einer Veränderung des schleimhautassoziierten Lymphgewebes, berichten Dr. Siracusa und Kollegen. Die lokale Immunantwort sowie die nachgeschaltete systemische Immunreaktion war dann dergestalt unterdrückt, dass die Tiere für gastrointestinale Infektionen anfälliger waren, insbesondere für solche mit Salmonella enterica und Listeria monocytogenes. Molekularbiologisch führen die Studienautoren diese Beobachtung auf eine verringerte metabolische Fitness CD4-positiver T-Zellen zurück.

Schädigender Einfluss ist potenziell reversibel

Von zentraler Bedeutung ist dabei eine verminderte mTOR*-Aktivität infolge fehlender Ballaststoffe. mTOR gilt u.a. als zentraler Regulator einer Immunantwort. Umgekehrt führte die Wiedereinführung von Ballaststoffen auch zur Wiederherstellung der T-Zell-Funktion sowie der systemischen Immunreaktion.

Ähnliche Effekte konnten die Wissenschaftler in einer ergänzenden Untersuchung an freiwilligen Probanden zeigen. Auf der Grundlage ihrer Beobachtungen spekulieren die Autoren, ob eine ballaststoffreiche Ernährung auch die Wirksamkeit von Impfungen und Immuntherapien optimieren könnte.

* mechanistic target of rapamycin

Quelle: Siracusa F et al. Nat Immunol 2023; 9: 1473-1486; DOI: 10.1038/s41590-023-01587-x