
MASLD-Therapie in der Pädiatrie Neue Kriterien aber keine neuen Behandlungsoptionen

Rund eines von zehn Kindern leidet unter einer steatotischen Lebererkrankung, die durch eine Stoffwechselstörung bedingt ist. Dabei sind auch Fälle bei Kindern jünger als sechs Jahre mittlerweile keine Seltenheit mehr. Die Betroffenen tragen ein erhöhtes Mortalitätsrisiko und etwa 10 % von ihnen weisen eine fortgeschrittene Leberfibrose auf.
Aufgrund der Umstellung der Terminologie der „nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung“ (NAFLD) zu „metabolischer dysfunktionsassoziierter steatotischer Lebererkrankung“ (MASLD) könnte sich die Prävalenz der betroffenen Kinder erhöhen, schreibt ein Forschungsteam um Dr. Nidhi Goyal von der University of California San Diego School of Medicine. Denn die aktualisierte Definition umfasst nicht nur den Nachweis einer hepatischen Steatose in der Bildgebung oder Histologie, sie schließt auch das Vorhandensein von mindestens einem von fünf kardiometabolischen Risikofaktoren ein, und zwar unabhängig von erhöhten Leberenzymen.
Laut dem Autorenteam ist davon auszugehen, dass die meisten Kinder mit NAFLD auch die Kriterien für MASLD erfüllen. Man müsse jedoch untersuchen, inwieweit frühere epidemiologische und naturwissenschaftliche Erkenntnisse auch auf die Kinder übertragbar sind, die nach den neu überarbeiteten Kriterien für MASLD diagnostiziert werden.
Die Biopsie bleibt nach wie vor die verlässlichste Methode zur Diagnosestellung und Stadieneinteilung einer MASLD bei Kindern. Darüber hinaus stehen verschiedene nichtinvasive Verfahren zur Verfügung. Zur Quantifizierung der hepatischen Steatose empfiehlt das Autorenteam eine Bestimmung der Proton-Density-Fett-Fraktion mittels Magnetresonanzspektroskopie. Die Bewertung der Leberfibrose erfolgt ihrer Ansicht nach am besten mittels Magnetresonanzelastografie. Der Nutzen eines klinischen Ultraschalls bei der Diagnose einer MASLD bei Kindern ist aufgrund der geringen Spezifität eingeschränkt. Quantitative Ultraschalltechniken seien vielversprechend, erfordern jedoch mehr Daten und eine Validierung bei Kindern, bevor sie routinemäßig zur Diagnose oder Stadieneinteilung eingesetzt werden können.
Zu den Risikofaktoren zählen Adipositas und Hypertonie
Darüber hinaus ist eine gründliche Untersuchung auf koexistierende Lebererkrankungen bzw. Differenzialdiagnosen wie eine Virus- oder Autoimmunhepatitis angezeigt, da sich eine MASLD mit anderen Erkrankungen überschneiden oder diese maskieren kann. Dies gilt insbesondere für Kinder mit erhöhten Werten der Serum-Aminotransferase. Kinder mit MASLD weisen oft eine Vielzahl von metabolischen Risikofaktoren auf, darunter Übergewicht bzw. Adipositas, gestörte Glukosetoleranz bzw. Typ-2-Diabetes, Dyslipidämie und Bluthochdruck. Zu den möglichen Begleiterkrankungen zählen außerdem obstruktive Schlafapnoe, Angstzustände und Depressionen. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass Kinder mit MASLD zu einer verminderten Knochenmineraldichte neigen.
Lebensstilinterventionen, die auf die Reduzierung von Übergewicht abzielen, bilden die Grundlage der Behandlung einer MASLD bei Kindern. Allerdings gibt es bislang keine konkreten evidenzbasierten Empfehlungen. Eine Ernährung mit wenig freiem Zucker erscheint vielversprechend, um die Steatose zu reduzieren und die Alanin-Aminotransferase, einen Surrogatmarker für Leberentzündungen, zu senken.
Hinsichtlich der pharmakologischen Therapieoptionen liegen noch nicht genügend Studiendaten für die pädiatrische Population vor und die Ergebnisse von klinischen Studien an Erwachsenen lassen sich aufgrund epidemiologischer, genetischer und histologischer Unterschiede nicht ohne Weiteres auf Kinder übertragen.
Spezielle pädiatrische klinische Studien seien dringend erforderlich, um sichere und wirksame Behandlungen für Kinder mit metabolischer dysfunktionsassoziierter steatotischer Lebererkrankung zu ermitteln, schreibt das Autorenteam. Genetische Faktoren stellen sie als weiteren vielversprechenden Ansatz heraus.
Quelle: Goyal NP et al. Gut 2025; 74: 669-677;
doi: 10.1136/gutjnl-2023-331090