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Familiäre Hypercholesterinämie Nicht nur auf das LDL schauen

Autor: Dr. Anna Millenaar

Lp(a) besteht aus einem LDL-artigen Partikel und Apolipoprotein (a). Lp(a) besteht aus einem LDL-artigen Partikel und Apolipoprotein (a). © Science Photo Library/Gaertner, Juan
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Patienten mit einer familiären Hypercholesterinämie haben von Haus aus ein großes kardiovaskuläres Risiko. Die Gefahr wächst, wenn sie gleichzeitig ein hohes Lp(a) mitbringen.

Die familiäre Hypercholesterinämie (FH) gilt als unabhängiger Risikofaktor für die Entstehung von atherosklerotisch bedingten kardiovaskulären Erkrankungen. Schon im Kindesalter weisen viele Betroffene Gefäßplaques  und -verkalkungen auf, erklären Dr. Lotte de Boer von der Universitätsklinik Amsterdam und Kollegen. Hohe Werte des genetisch determinierten Lipoprotein(a) gelten ebenfalls als kardiovaskulärer Risikofaktor. Ob sie die Herz-Kreislauf-Gefahr für Patienten mit familiärer Hyperchol­esterinämie additiv steigern, war bisher nicht bekannt. 

Die niederländischen Wissenschaftler untersuchten daher den Einfluss von Lp(a) auf die Intima-Media-Dicke der Karotiden bei 200 Kindern mit heterozygoter FH. Die Teilnehmer hatte man Ende der 1990er-Jahre im Alter von acht bis 18 Jahren in eine Statinstudie eingeschlossen und bis zu 20 Jahre lang nachuntersucht. Nach 2, 10 und 20 Jahren wurden ihnen Blutproben entnommen und man schallte ihre Karotiden. Als klinischen Endpunkt definierten die Studienautoren das Verhältnis von Lp(a)-Werten zur  Intima-Media-Dicke. Zu Beginn waren die Studienteilnehmer im Mittel 13 Jahre alt und zu 47 % weiblich. Adjustiert wurde auf Alter, Geschlecht, BMI, Statineinnahme und (korrigiertes) LDL-Cholesterin.

Hohes Lp(a) begünstigte die spätere Gefäßwandverdickung

Die Konzentration des initial gemessenen Lp(a) lag bei 18,5 nmol/l und die mittlere Intima-Media-Dicke betrug 0,45 mm. Während des Follow-up zeigte sich, dass erhöhte Lp(a)-Konzentrationen zu einer signifikanten Zunahme der Intima-Media-Dicke beitrugen. Jeder Lp(a)-Anstieg um 50 nmol/l ging im Verlauf mit einem Gefäßwandzuwachs um 0,0073 mm einher. Die Progression war deut­lich stärker bei Lp(a)-Werten ≥ 120 nmol/l. Die Assoziation stellte sich als unabhängig von LDL-Cholesterinwerten und Statineinnahme heraus.

Diese Ergebnisse sprechen nach Auffassung von Dr. de Boer und ihren Kollegen dafür, dass ein erhöhtes Lp(a) als zusätzlicher unabhängiger Risikofaktor für eine Atherosklerose bei bereits vorbelas­teten Patienten zu werten ist. Sie plädieren daher für eine routinemäßige Bestimmung des Lp(a) bei jungen Patienten mit familiärer Hypercholesterinämie. Ziel ist, diejenigen mit dem höchsten kardio­vaskulären Risiko frühzeitig zu identifizieren.

Quelle: de Boer LM et al. Lancet Diabetes Endocrinol 2023; 11: 667-674; DOI: 10.1016/S2213-8587(23)00156-0