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Post-COVID-Syndrom Patienten erstmals über einen Zeitraum von 20 Monaten untersucht

Autor: Dr. Susanne Meinrenken

Insbesondere zum Langzeitverlauf des Post-COVID-Syndroms fehlen aber umfangreiche Daten. Insbesondere zum Langzeitverlauf des Post-COVID-Syndroms fehlen aber umfangreiche Daten. © Pixel-Shot & BillionPhotos.com - stock.adobe.com
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Je weiter der Beginn der Coronapandemie zurückliegt, desto mehr Daten gibt es zum Langzeitverlauf z.B. von Patienten mit Post-COVID. Ihre Prognose hängt offenbar maßgeblich davon ob, ob sie die Diagnosekriterien des ME/CFS erfüllen.

Rund zwei Jahre nach Beginn der Coronapandemie wurde das Post-COVID-Syndrom erstmals definiert. Gemäß den Kriterien der WHO entwickelt sich die Erkrankung innerhalb von drei Monaten nach einer mutmaßlichen SARS-CoV-2-Infektion, hält mindestens zwei Monate an und beeinträchtigt die Alltagsfunktionen der Betroffenen – zudem lässt sich keine andere Ursache finden. Schätzungsweise leiden 2–10 % der COVID-19-Patienten noch ein Jahr nach der akuten Infektion an den entsprechenden Beschwerden. Insbesondere zum Langzeitverlauf des Post-COVID-Syndroms fehlen aber umfangreiche Daten.

In einer prospektiven Beobachtungsstudie untersuchten ­Franziska ­Legler von der Charité – Universitätsmedizin Berlin und Kollegen über einen Zeitraum von 20 Monaten 106 Patienten mit Post-COVID, die über mäßige bis schwere Fatigue sowie Belastungsintoleranz klagten. 

Tachykardiesyndrom blieb nur bei ME/CFS bestehen

An drei Terminen (3–8, 9–16 und 17–20 Monate nach Infektion) erfassten die Forscher die Symptome sowie diverse Laborwerte, kardiovaskuläre Funktion und Griffkraft. Die Teilnehmer wurden anhand der Canadian-Consensus-Kriterien (CCC) für Myalgische Enzephalo­myelitis/Chronisches Fatigue-­Syndrom (ME/CFS) genauer untersucht. Eine Subgruppe von 55 Patienten erfüllte diese Kriterien.

Während sich der allgemeine Gesundheitszustand in der Post-COVID-Gruppe ohne ME/CFS im Verlauf eher verbesserte, berichteten Personen mit ME/CFS über anhaltend starke Symptome. Insgesamt dominierten Erschöpfung und Belastungsintoleranz. Hinzu kamen funktionelle Einschränkungen, emotionale Probleme, soziale Probleme sowie Muskel-, Gelenk- und Kopfschmerzen. Speziell das postu­rale orthostatische Tachykardiesyndrom persistierte ausschließlich in der ME/CFS-Gruppe. Bei allen Patienten stellten die Autoren eine Abnahme der initial erhöhten inflammatorischen Biomarker über die Zeit fest. Etwaige antinukleäre Antikörper (ANA), die sich bei ca. 25 % der Teilnehmer fanden, blieben allerdings auf gleichem Niveau. 

Die Forscher halten es für sinnvoll, Post-COVID-Patienten anhand der CCC zu unterteilen, da diejenigen mit ME/CFS längerfristig stärkere Beschwerden aufweisen. Nur 7 der 55 Betroffenen zeigten eine deutliche Verbesserung der Schlüsselsymptome Fatigue und post­exertionelle Malaise. Ein simpler prognostischer Biomarker insbesondere für ME/CFS-Betroffene könnte die Griffkraft sein. Eine initial reduzierte Griffkraft war bei ihnen mit einer anhaltend hohen Krankheitslast assoziiert. Dieser Zusammenhang muss den Autoren zufolge jedoch noch bestätigt werden.

Quelle: Legler F et al. EClinicalMedicine 2023; 63: 102146; DOI: 10.1016/j.eclinm.2023.102146