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Patienten über Stimmprobleme nach Schilddrüsen-Operationen besser aufklären

Autor: Michael Brendler

Wenn einem die Sprache fehlt, kann das auch an der durchgeführten Thyreoidektomie liegen. Wenn einem die Sprache fehlt, kann das auch an der durchgeführten Thyreoidektomie liegen. © iStock/Milkos
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Durch die Exzision eines Schilddrüsen-Tumors kann sich die Stimme des Patienten langfristig verändern. Das passiert vor allem dann, wenn zusätzlich noch Lymphknoten entfernt werden.

Eine Thyreoidektomie kann auf mehreren Wegen auf die Stimme schlagen. Dr. Kevin J. Kovatch vom Department of Otolaryngology, Head and Neck Surgery der University of Michigan in Ann Arbor und Kollegen erfassten über einen Fragebogen, welche Erfahrungen Patienten zwischen 2014 und 2015 in Kalifornien gemacht hatten.

Alle 2325 Befragten hatten sich 3–5 Jahre zuvor wegen eines Schilddrüsenkarzinoms entweder einer totalen Thyreoidektomie oder einer Lobektomie unterzogen. Nähere Operationsdetails (beispielsweise Nervenmonitoring) fehlten den Studienautoren allerdings, da es sich um eine reine Patienten­befragung handelte.

Knapp 26 % der Patienten berichteten, dass ihre postoperativen Stimmveränderungen über drei Monate hinaus bestehen blieben. Bei 12,7 % der Teilnehmer zeigte der Voice-Handicap-Index: Die Operation hatte für sie auch psychosoziale Folgen: Am häufigsten berichteten sie, andere hätten Probleme, ihre veränderte Stimme zu verstehen, die Klarheit der Stimme sei nicht mehr durchweg gegeben, oder, sie haben das Gefühl, sich für die Stimmerzeugung stark anstrengen zu müssen.

Nur 4,7 % erhielten nach eigenen Angaben per Laryngoskopie die Diagnose „Stimmlippenlähmung“ (Recurrensparese). Womöglich, so erklären sich die Autoren die geringe Zahl, waren bei vielen Patienten die Beschwerden nicht ausreichend, um eine Laryngoskopie zu rechtfertigen, oder subtilere Lähmungserscheinungen wurden bei der Standarduntersuchung nicht erkannt. Außerdem können, neben der Schädigung von N. laryngeus recurrens bzw. superior, weitere Faktoren den Stimmapparat beeinträchtigen, darunter Irritationen, Ödeme oder eine Verschlimmerung bereits bestehender Refluxsymptome.

Was auffiel: Besonders häufig waren Stimmprobleme nach invasiveren Eingriffen wie einer lateralen Neck Dissektion (Entfernung von ≥ 4 Lymphknoten). Deshalb, fordern die Autoren, sollte das unbedingt bei der Planung des Umfangs des Eingriffs berücksichtigt und der Patient insbesondere im Rahmen einer Nutzenabwägung darüber informiert werden. Sie schätzen außerdem, dass auch die Erfahrung des Chirurgen eine große Rolle spielt.

Quelle: Kovatch KJ et al. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 2019; online first