Prävention: auch gut für Finanzen Prävention überzeugt in medizinischer und finanzieller Hinsicht
            
        
    
        
            Eine verbesserte Fettqualität verändert auch das Lipidom.
        
    
    
        
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Ist es schon Zeit für „Präzisionsernährung“? Dieser Frage geht Professor Dr. Matthias Schulze (DIfE, DZD) nach. Der Begriff impliziere „die richtige Ernährung für die richtige Person, um das richtige Ergebnis zu erreichen“. Das Gegenteil davon seien die gegenwärtigen Ernährungsempfehlungen, die sehr generell für die erwachsene Bevölkerung ausgesprochen werden. Die Präzisionsernährung und -prävention berücksichtigt die Heterogenität der Menschen bei der Response auf ein und dieselbe Intervention.
Eines der Ziele seiner Arbeitsgruppe ist es, die individuelle Reaktion auf Lebensmittel vorherzusagen. Außerdem strebt die AG an, Subgruppen zu definieren, für die sich spezifische Empfehlungen aussprechen lassen. Neben der Identifizierung und Validierung neuer Biomarker geht es zudem um die Entwicklung bzw. Bestimmung von Prognosemodellen für das Krankheitsrisiko sowie die Untersuchung von Subgruppen-Effekten (z. B. Wechselwirkungen zwischen Genetik und Ernährung) und Determinanten der Heterogenität.
„Lipidomics Screen“ und bezahlbare „Lipidomic Panels“
Prof. Schulze beschreibt das Lipidom im Blut als Marker, der die Komplexität von Ernährung und Lipidstoffwechsel widerspiegelt. Anhand ihrer molekularen Struktur werden Lipide in zahlreiche Lipidklassen und -arten eingeteilt. Aus Daten der EPIC-Potsdam-Studie konnte ein „Lipidomics Screen“ für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes erstellt werden. Im Hinblick auf die Eignung von „Deep Lipidomics“ für das Monitoring von Interventionen können die Potsdamer Forscher*innen ebenfalls Ergebnisse vorweisen: Durch eine verbesserte Fettqualität, die unter isokalorischen Bedingungen durch den Austausch von gesättigten Fetten aus Milchprodukten in ungesättigte Fette erreicht wurde, zeigten sich anhand eines Multilipid-Scores (MLS) Veränderungen im Lipidom. Die Entwicklung eines bezahlbaren „Lipidomic Panels“ für die Praxis stehe noch aus.
Professor Dr. Reiner Jumpertz von Schwartzenberg, IDM Tübingen, plädiert dafür, für Personen mit Übergewicht oder Adipositas und hohem Typ-2-Diabetes-Risiko die Prädiabetes-Remission in die „Standards of Care in Diabetes“ aufzunehmen. In diversen Studien (u. a. noch unveröffentlichte Daten aus dem Da Qing Diabetes Prevention Program) ist diese Remission mit reduzierten kardiovaskulären Ereignissen verbunden, vor allem bei einer Remission im ersten Jahr des diagnostizierten Prädiabetes.
Dass Diabetesprävention, insbesondere langfristig betrachtet, kosteneffektiver ist als ihre Unterlassung, ergibt sich laut Dr. Damon Mohebbi
(Universität Düsseldorf, DDZ, DZD) aus Analysen aus Deutschland, den USA und Großbritannien. Für Lebensstilinterventionen bei Prädiabetes sieht er einen positiven monetären Vorteil für alle Risikogruppen. Modelliert auf Langzeiteffekte heißt das: Bei Personen mit Hochrisikoprofil „müsste man 7.000 Euro in die Hand nehmen“, damit „ein Patient die Prädiabetesremission erreicht“. Für einen Patienten aus der Niedrigrisikogruppe könnte dies mit rund 4.300 Euro erreicht werden.
Diabetes Kongress 2025