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Risiko für Nierenschäden bei Diabetes Typ 2 auf der Spur

Autor: Dr. Andrea Wülker

Nierenschäden waren besonders häufig, wenn Typ-2-Diabetes schon sehr lange vorlag. Nierenschäden waren besonders häufig, wenn Typ-2-Diabetes schon sehr lange vorlag. © iStock/AlexLMX
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In einer Registerstudie wurde das Auftreten von terminaler Niereninsuffizienz nach der Diagnose Diabetes Typ 2 untersucht. Überblickt wurde dabei ein Zeitraum von mehreren Jahrzehnten.

In die große Registerstudie wurden 1.113.201 Menschen mit Typ-2-Dia­betes aufgenommen, die zwischen 2002 und 2013 im australischen National Diabetes Service Scheme (NDSS) registriert waren. Die Daten aus dem NDSS wurden von einem Forscherteam um Dr. Jedidiah I. Morton, Monash University, Melbourne, mit dem australischen und neuseeländischen Dialyse- und Transplantationsregister sowie mit den Daten aus dem nationalen australischen Todesfallregister abgeglichen.

Entscheidend scheint die Erkrankungsdauer zu sein

Zwischen 2002 und 2013 wurden 7592 neue Fälle von terminaler Niereninsuffizienz (End Stage Renal Disease, ESRD) im Verlauf von insgesamt 7.839.075 Personenjahren beobachtet. In den ersten zehn bis 15 Jahren nach Diabetesdiagnose trat eine ESRD vor allem bei denjenigen auf, bei denen sich der Typ-2-Diabetes erst in höherem Alter manifestiert hatte.

Doch mit zunehmender Diabetesdauer stieg die ESRD-Inzidenz bei denjenigen mit früherem Diabetesbeginn an. Nach 40-jährigem Diabetesverlauf lag die kumulative ESRD-Inzidenz bei 11,8 % in der Gruppe der Teilnehmer, bei denen der Diabetes bereits im Alter zwischen zehn und 29 Jahren diagnostiziert worden war. Dagegen betrug die kumulative ESRD-Inzidenz 9,3 % bei den Teilnehmern, deren Diabetes sich zwischen dem 30. und 39. Lebensjahr manifestiert hatte.

In der Kohorte der Patienten, die vor dem 40. Geburtstag die Diagnose Diabetes erhalten hatten, fanden die Forscher zudem einen deutlichen Geschlechtsunterschied: Männer hatten ein wesentlich höheres ESRD-Risiko als Frauen. Da sich der protektive Effekt bei Frauen mit zunehmendem Alter verlor, handelte es sich nach Einschätzung der Autoren möglicherweise um einen durch Östrogene bedingten Schutzeffekt.

Betrachtete man renal bedingte Todesfälle, die bei Patienten ohne Nierenersatztherapie auftraten, blieb die ESRD-Inzidenz in den ersten 20 Jahren nach Diabetesmanifestation dann höher, wenn die Patienten erst in späteren Lebensjahren ihre Diagnose erhalten hatten. Danach gab es keinen klaren Alterseffekt mehr. Das Langzeitrisiko für eine terminale Niereninsuffizienz bei Typ-2-Diabetes ist also generell hoch, so das Fazit der Wissenschaftler. Doch es betrifft überproportional häufig Patienten mit früherer Diabetesmanifestation, da sie mit größerer Wahrscheinlichkeit mehr Lebensjahre mit Diabetes verbringen, argumentieren die Autoren.

Diabetesdiagnose und Fortschreiten verzögern

Aus ihren Ergebnissen folgern sie, dass diese große, bevölkerungsbasierte nationale Studie die Auffassung stützt, dass eine Verzögerung der Diabetesmanifestation das Risiko für eine terminale Niereninsuffizienz effektiv senken kann. Darüber hinaus sollten wirksame Interventionen entwickelt und implementiert werden, um das Fortschreiten der diabetischen Nephropathie bei Typ-2-Diabetes zu bremsen.

Quelle: Morton JI et al. Diabetes Care 2020; 43: 1788-1795; DOI: 10.2337/dc20-0352