Heilkraut mit antiker Herkunft Schafgarbenkraut: Wirkung, Anwendung, Risiken

Autor: Dr. Vera Seifert

Typisch sind die trugdoldig angeordneten Blütenkörbchen und die gefiederten Blattspreiten. Typisch sind die trugdoldig angeordneten Blütenkörbchen und die gefiederten Blattspreiten. © voltan – stock.adobe.com

Schon in der Antike ist Schafgarbenkraut zur Wundheilung verwendet worden. Heute erfüllt die pflanzliche Droge u. a. dank ihrer ätherischen Öle die Monografie-Kriterien des Europäischen Arzneibuchesund kann sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet werden.

In der Mythologie nutzte bereits der griechische Held Achilles die Schafgarbe, um die Wunden seiner Soldaten zu heilen, daher der Gattungsname Achillea. Als Arznei werden die getrockneten, blühenden Triebspitzen der Art Achillea millefolium L.verwendet, die man dann Millefolii herba nennt, erklären Sabine Glasl-Tazreiter, Universität Wien, und ihr Team. Da das Kraut den Qualitätsanforderungen der Ph.-Eur.-Monografie entspricht, darf es als Arzneimittel vertrieben werden. Andere Schafgarbenprodukte in Lebens- oder Nahrungsergänzungsmitteln dürfen nicht als Arzneimittel bezeichnet werden. Die pflanzliche Droge stammt zum größten Teil aus Wildsammlungen in Osteuropa. Zusätzlich wird das Kraut kultiviert.

Zu den Inhaltsstoffen zählen Terpene und Cumarine

Die Schafgarbe ist weit verbreitet und wächst auf Wiesen, Äckern, Wegrändern, Brachland und Schutt. Typisch sind die trugdoldig angeordneten Blütenkörbchen mit vielen Röhrenblüten und meist fünf weißen Zungenblüten. Ihr ätherisches Öl enthält Monoterpene, die aromatisch riechen, und Sesquiterperne, die bitter schmecken. Unter den Sesquiterpenlactonen sind die Proazulene, insbesondere das Achillicin, hervorzuheben. Zu den weiteren Inhaltsstoffen zählen Flavonoide, Cumarine, Phenolcarbonsäuren und Polyacetylene.

Innerlich, zum Beispiel als Tee, kann man Schafgarbenkraut bei Appetitlosigkeit oder bei leichten, krampfartigen Bauchschmerzen, auch in Zusammenhang mit der Menstruation, einsetzen. Äußerlich als wässrige oder wässrig-alkoholische Lösung ist es indiziert zur Therapie kleiner oberflächlicher Wunden von Haut oder Schleimhaut. Sitzbäder können psychovegetative Krampfzustände im kleinen Becken der Frau lösen, schreiben die Autorinnen und Autoren. Die Wirkung von Schafgarbenkraut ist ähnlich der von Kamilleblüten. Bei einer Allergie gegen Korbblütler können bei einer äußerlichen Anwendung juckende Hautbläschen auftreten – die sogenannte Schafgarbendermatitis.

Der Name der Pflanze stammt zum einen von dem altdeutschen Wort „garwe“, das „gesund machen“ bedeutet. Zum anderen ist das Schaf Namensgeber, weil es eine Vorliebe für diese Pflanze besitzt. Einer der volkstümlichen Namen lautet „Zimmermannskraut“. Denn einer Legende zufolge hatte sich der heilige Josef eine blutige Wunde bei seiner Zimmermannsarbeit zugezogen. Das heilige Kind brachte ihm Schafgarbe, um die Wunde zu heilen. Überliefert ist außerdem der Einsatz der Blätter, um einen guten Schlaf zu erzielen. In Frankreich sollen Eltern sie ihren Kindern deshalb auf die Augen gelegt haben. Junge Frauen hofften sogar darauf, durch das Kraut im Traum ihren zukünftigen Liebsten zu sehen.

Quelle: Glasl-Tazreiter S et al. Z Phytother 2025; 46: 139-142; doi: 10.1055/a-2399-9411