Frage von Elisabeth Memleb, Frauenärztin, Recklinghausen:
Eine 38-jährige Patientin (erste Geburt 1986) kam nach mehrwöchiger Amenorrhoe mit Zeichen eines Abortus incompletus zum gynäkologischen Notdienst. Sonographisch wurde ein leerer Uterus festgestellt, die Blutprobe ergab einen Serum-β-HCG-Spiegel von 376 mU/ml, das aus dem Zervikalkanal ausgestoßene Gewebe wurde histologisch als Deziduaanteile ohne Chorionzotten identifiziert. Eine Abrasio ist nicht erfolgt.
Zum Ausschluss einer Extrauteringravidität habe ich in den darauf folgenden Tagen sowohl die β-HCG-Spiegel im Serum als auch - parallel dazu - Schwangerschaftstests (von verschiedenen Lieferanten!) mehrfach durchgeführt. Die Serumspiegel lagen mit fallender Tendenz zwischen 362xa0mU/ml und 2,2 mU/ml, die Schwangerschaftstests waren sämtlich negativ!
Die Patientin ist ansonsten gesund, nimmt keine Medikamente ein. Alkoholkonsum wird verneint. Gibt es irgendwelche Erkenntnisse über Störfaktoren, die das Ergebnis der Schwangerschaftstests derart verändern können?
Antwort von Professor Dr. Anton Scharl, Klinikum St. Marien, Amberg:
Schwangerschaftstests weisen hCG (human chorionic gonadotropin) durch monoklonale Antikörper im Urin oder Blut nach. Das hCG weist eine molekulare Heterogenität in seinen Protein- wie auch in den Karbohydratkomponenten auf - es werden also mehrere Isoformen von hCG gebildet. Es gibt Hinweise dafür, dass das Muster der Expression dieser verschiedenen Isoformen Änderungen unterliegt. So wurden einerseits Unterschiede in der Zusammensetzung zwischen normalen und gestörten Schwangerschaften gefunden, andererseits auch Änderungen der Zusammensetzung im Verlauf einer normalen Schwangerschaft.
Neben dem regulären hCG kommt eine…