Fehlgeleitete Signalwege ccRCC und CRC: Wie metabolische Prozesse auf Tumorentstehung und -progression einwirken
Metabolische Einflüsse spielen bei Zelltransformation, Tumorprogression und Metastasierung eine wichtige Rolle.
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Metabolische Prozesse seien mit dem Outcome von Tumorerkrankten assoziiert, betonte Prof. Dr. Christian Frezza, Universität Köln.1 So habe sich etwa gezeigt, dass die oxidative Phosphorylierung in den Mitochondrien bei Personen mit ungünstiger Prognose supprimiert ist. Dies korreliere mit der epithelial-mesenchymalen Transition (EMT) – einem biologischen Prozess, in dessen Zuge sich Epithelzellen in bewegliche, undifferenzierte mesenchymale Zellen mit der Fähigkeit zur Migration und Invasion umwandeln.
Am Beispiel des klarzelligen Nierenzellkarzinoms erläuterte Prof. Frezza, dass der Verlust des VHL*-Tumorsuppressorgens über eine Stabilisierung von Hypoxie-induzierbaren Faktoren (HIFs) die Krebsentstehung fördere. Auch hier seien metabolische Prozesse in den Mitochondrien bedeutsam, speziell die Suppression der oxidativen Phosphorylierung; diese werde in der späteren Phase der Metastasierung vermutlich reaktiviert. Während der Tumorprogression komme es zudem zu einem Anstieg der Heteroplasmie der mitochondrialen DNA, während die Inhibition des mitochondrialen Komplexes I die Metastasierung begünstige.
Lebermetastasen von Physiologie beeinflusst
Prof. Dr. Sarah-Maria Fendt vom Leuven Center for Cancer Biology verwies am Beispiel des kolorektalen Karzinoms mit Lebermetastasen darauf, dass die Physiologie der Erkrankten die Heterogenität von Metastasen begünstige.2 So sei die „phänotypische Plastizität“, die ihrerseits von der „metabolischen Verkabelung“ abhänge, essenziell für die Metastasenbildung.
Auch der Nährstoffwechsel spiele bei Leberfiliae eine Rolle: So sei die Entwicklung von Lebermetastasen mit „replacement growth“ – also von prognostisch ungünstigen Tumorabsiedlungen, die das normale Lebergewebe ohne Kapselbildung infiltrieren, – bei Patient:innen mit Fettleber überrepräsentiert. Als zentraler Regulator habe sich das MYC-Gen herausgestellt, das den Prolin- und Kollagenmetabolismus steuere. Prof. Fendt: „Die Fettleber erlaubt es den Tumorzellen, ihr eigenes Kollagen zu produzieren, was das Auftreten und Wachstum von Replacement-Metastasen mit ungünstiger Prognose ermöglicht.“
* Von-Hippel-Lindau
Quellen:
1. Frezza C. Jahrestagung 2025; Vortrag V68
2. Fendt SM. Jahrestagung 2025; Vortrag V69