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Akute lymphoblastische Leukämien Wie verhalten sich therapiebedingte ALL und de-novo-ALL nach einer alloSCT?

EBMT 2023 Autor: Josef Gulden

Patient:innen mit therapiebedingter ALL und solche mit de-novo AML haben nach einer alloSCT eine ähnliche Prognose. Patient:innen mit therapiebedingter ALL und solche mit de-novo AML haben nach einer alloSCT eine ähnliche Prognose. © Руслан Батюк – stock.adobe.com
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Patient:innen mit therapiebedingter ALL und solche mit de-novo AML haben nach einer allogenen Stammzelltransplantation in erster kompletter Remission eine ähnliche Prognose. Allerdings erhalten erstere seltener eine Transplantation.

Therapiebedingte akute lymphoblastische Leukämien (ALL), die nach zytotoxischen Behandlungen solider oder hämatologischer Tumoren auftreten, sind selten. Sie haben aber aufgrund der häufig vorliegenden molekularen und zytogenetischen Hochrisiko-Veränderungen eine schlechtere Prognose als de novo aufgetretene ALL-Erkrankungen. Wie sich dies verhält, wenn die Betroffenen eine allogene Stammzelltransplantation (alloSCT) erhalten, untersuchten Forschende in einer Studie aus dem EBMT-Register.

Zwischen 2010 und 2021 waren von den 9.720 ALL-Patient:innen, die laut Register allogen transplantiert wurden, 351 an einer therapiebedingten ALL erkrankt (3,6 %), so Prof. Dr. ­Jan ­M. Zaucha, Medical University of Gdansk. Etwa drei Viertel von ihnen waren in einer ersten Komplettremission (CR) transplantiert worden, etwa jeder Achte in mindestens einer zweiten CR und ungefähr jeder Zehnte während der aktiven Erkrankung. Für die detaillierte Analyse wählten die Wissenschaftler:innen 80 Personen aus, die die Transplantation in erster CR bekommen hatten und für die die primäre Erkrankung bekannt war – 58,8 % litten an soliden Tumoren, vor allem Mammakarzinomen; die übrigen Diagnosen umfassten hämatologische Erkrankungen. Mittels propensity score matching wurden zu jeder Person mit therapiebedingter ALL zwei Patient:innen aus dem Kollektiv derer mit de-novo-ALL ausgewählt.

Zwei Drittel der Betroffenen mit therapiebedingter ALL waren weiblich, 80 % hatten eine B-ALL, die übrigen eine T-ALL. Median vergingen zwischen der Diagnose des Ersttumors und der ALL fünf Jahre, die Transplantation erfolgte im Median 5,6 Monate nach der ALL-Diagnose. Median etwas mehr als drei Jahre nach Transplantation waren 31 Patient:innen gestorben, davon 32,1 % an Graft-versus-Host-Erkrankungen, 14,4 % an Infektionen und 10,7 % an anderen durch die Transplantation bedingten Komplikationen. 

Hohe Gesamtüberlebensrate

Die Rezidivrate nach zwei Jahren belief sich auf 19,1 %, die leukämiefreie Überlebensrate auf 52,1 %. Die nicht-rezidivbedingte Mortalität betrug 28,8 % und die Gesamtüberlebensrate 60,8 %. Die Ergebnisse unterschieden sich nicht zwischen Patient:innen mit therapiebedingter ALL und denjenigen mit de-novo- ALL, erläuterte der Referent. Eine Ausnahme bildeten chronische GvHD, die in der Gruppe mit therapiebedingter Erkrankung häufiger auftraten. In einer univariaten Analyse war die nicht-rezidivbedingte Mortalität im Falle eines männlichen Stammzellspenders (p = 0,016) und einer T- bzw. Ph+ gegenüber einer Ph- ALL (p = 0,034) höher.

Insgesamt scheint die Prognose der therapiebedingten ALL nach alloSCT in der ersten CR nicht wesentlich schlechter zu sein als die der de-novo-ALL. Allerdings sieht es so aus, als erhielten Patient:innen mit therapiebedingten Erkrankungen seltener eine Transplantation: Ihre Häufigkeit in der allgemeinen ALL-Population wird auf etwa 9 % geschätzt, während sie im EBMT-Register mit 3,6 % weit weniger als die Hälfte davon ausmachten.

Quelle:
Zaucha J et al. 49th Annual Meeting of the EBMT; Abstract OS06-07