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Hepatitis C 95 % anhaltende virologische Remission nach moderner antiviraler Therapie

Autor: Alexandra Simbrich

DAAs könnten dazu führen, dass bis 2030 die Hepatitis C eradiziert wird. DAAs könnten dazu führen, dass bis 2030 die Hepatitis C eradiziert wird. © jarun011 – stock.adobe.com
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Die chronische Virushepatitis C ist mit einem hohen Risiko für Zirrhose und hepatozelluläre Karzinome behaftet. Viele Patienten profitieren von direkt antiviral wirksamen Medikamenten der zweiten Generation. Und die sind zudem gar nicht mehr so teuer wie ihre Vorgänger.

Sogenannte direkt antiviral wirkende Medikamente (DAA) der zweiten Generation haben die Behandlung von Hepatitis C deutlich verbessert, schreiben Wissenschaftler um ­Kathrin ­Krüger vom Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung der Medizinischen Hochschule Hannover. Detaillierte Ergebnisse zu Erfolg und Kosten der Therapie im zeitlichen Verlauf gab es jedoch bislang kaum.

Deshalb identifizierte das Forscherteam im Deutschen Hepatitis-C-Register insgesamt 10.298 Pa­tienten mit den Virusgenotypen 1 oder 3, die in Deutschland 90 % der Infektionen ausmachen. Alle Patienten hatten zwischen 2014 und 2019 eine DAA erhalten. Die Forscher bildeten Subgruppen nach Zirrhose­status, HIV-Infektion sowie Opioid­substitutionsbehandlung (OST).

Ansprechraten bei HIV-Koinfektion niedriger

Das Durchschnittsalter der Gesamtkohorte betrug 53 Jahre, 60 % waren Männer. Etwa jeder Dritte (32,5 %) hatte eine Leberzirrhose.

Bei 18 % (n = 1.875) handelte es sich um HIV-Koinfizierte in bzw. ohne Substitutionstherapie. 82 % (n = 8.423) waren weder mit HIV infiziert noch in Substitutionsbehandlung. Insgesamt hatten 61 % bislang noch keine Hepatitisbehandlung erhalten. Unter der direkt antiviralen Therapie erreichten 94,8 % aller Patienten eine anhaltende virologische Remission (SVR) – mehr als unter früheren Behandlungen. Die Ansprechraten waren bei Patienten mit Zirrhose, mit einer HIV-Koinfektion bzw. unter Substitutionstherapie zwar etwas niedriger, mit jeweils knapp 93 % aber dennoch hoch. Die mittlere Behandlungsdauer sank im Vergleich zu früheren Auswertungen von 12,9 auf 12,1 Wochen und variierte in den Subgruppen. Patienten mit Zirrhose wurden mit 14,4 Wochen am längsten behandelt, HIV- und/oder OST-Patienten am kürzesten (11,5 Wochen). Letzteres führen die Autoren darauf zurück, dass diese Patienten in der Regel andere ­Virusgenotypen haben und deshalb ein anderes Therapieregime erfordern als Nichtinfizierte ohne OST.
Nebenwirkungen traten mit 60,3 % am häufigsten bei Zirrhosepatienten auf, während der Anteil in der Gesamtkohorte bei 49,7 % lag.

Meist handelte es sich um ­Fatigue, Kopfschmerzen oder Übelkeit. Positiv entwickelten sich auch die durchschnittlichen Behandlungskosten. Sie sanken gegenüber früheren Analysen von 67.131 Euro auf 48.740 Euro.

Nach Abschluss der direkt antiviralen Behandlung zeigte sich der körperliche Gesundheitszustand bei allen Patienten im Vergleich zur Baseline verbessert und war mit dem der Allgemeinbevölkerung vergleichbar. Eine Ausnahme bildeten die Zirrhosepatienten.

Überraschend war, dass Patienten mit einer HIV-Koinfektion bzw. unter OST einen besseren körperlichen Gesundheitszustand aufwiesen als die Subgruppe der Nichtinfizierten. Hierbei könnte das jüngere Durchschnittsalter der HIV- und OST-Patienten eine Rolle gespielt haben, so die Autoren. Der psychische Gesundheitszustand aller Subgruppen verbesserte sich gegenüber Baseline ebenfalls, blieb allerdings weit hinter dem der Allgemeinbevölkerung zurück.

Durch kurze Therapiedauer auch für Ältere verträglich

Angesichts der kürzeren Therapiedauer und des günstigeren Nebenwirkungsprofils können DAA der zweiten Generation auch bei Patienten eingesetzt werden, die aufgrund ihres Alters und weiterer Erkrankungen zuvor nicht für eine Behandlung infrage kamen, fassen die Autoren zusammen. Die neuen Regime könnten im Verbund mit umfangreichen Screenings bis zum Jahr 2030 zu einer annähernd vollständigen Eradikation des Hepatitis-C-Virus führen, hoffen sie.

Quelle: Krüger K et al. Z Gastroenterol 2023; 61: 489-503; DOI: 10.1055/a-1852-5713