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Medizin und Markt 1A-Award-2022 Autor: MT

Bei den Besuchen in den Schulen geht es der ÄGGF vor allem um einen intensiven Austausch mit den Schülern. Bei den Besuchen in den Schulen geht es der ÄGGF vor allem um einen intensiven Austausch mit den Schülern. © ÄGGF
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Schule soll bilden, aber manches steht nicht auf dem Stundenplan. Zum Beispiel, wie man mit dem eigenen Körper und sexuellen Bedürfnissen umgeht. Ein ganz spezielles Angebot soll das ändern: Die ehrenamtlichen Mitglieder der Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung e.V. kommen in den Unterricht. Dafür wurden sie für den 1A-Award nominiert.

Für lebensnahe Aufklärungsarbeit in Schulen besuchen insgesamt etwa 100 Ärzte ehrenamtlich den Unterricht. Bis zu 6.000 Stunden kommen da zusammen. Teilnehmende waren in den letzten 10 Jahren fast eine Million Schülerinnen und Schüler ab der vierten Klasse. Was ist das Ziel? „Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sollen ihren eigenen Körper mit seinen Fähigkeiten und Bedürfnissen kennen, schätzen und schützen lernen für einen gesundheitsbewussten und verantwortungsvollen Umgang mit sich und anderen“, erklärt Dr. Heike Kramer, die erste Vorsitzende der Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung e. V. (ÄGGF).

Und bei intensiven Stunden im Klassenzimmer geht es nicht um Adam und Eva, sondern um die Herausforderungen der Kinder und Jugendlichen von heute. Die Top-Themen: Pubertät und Sexualität, Körperakzeptanz, Sorge um die eigene Normalität. Es geht aber auch um Freundschaft, Liebe, Partnerschaft, das „erste Mal“ und die Herausforderungen des Internets, von Dating- Apps bis Pornografie.

Wichtig ist den erfahrenen Ärzten zudem die Information über Vorsorgeuntersuchungen, sexuell übertragbare Erkrankungen, Verhütung, „ungeplant schwanger – was nun?“ und die Gefahr von Alkohol und Drogen während einer Schwangerschaft. „Unsere Mitstreiter sind sehr gut ausgebildet, haben einen großen Erfahrungsschatz und können auch noch entspannt antworten, wo andere nur noch rot werden“, ergänzt Dr. Kramer, „so etwas schafft Vertrauen und kommt bei den Kids von heute gut an.“

Bei den Besuchen in den Schulen geht es der ÄGGF vor allem um einen intensiven Austausch mit den Schülern – kein Einbahnstraßen-Unterricht. Fragen aus dem „ÄGGF-Nähkästchen“ lauten: „Was passiert bei der ersten Untersuchung in der frauenärztlichen oder urologischen Praxis?“ „Kann man schon beim ersten Mal schwanger werden? Die einen sagen ja, die anderen nein.“ „Meine Mutter meint, ich solle Tampons erst nach der Schwangerschaft benutzen, warum?“ „Macht ein Fußballschuss unfruchtbar?“ „Wo kann man unauffällig Kondome kaufen und wie finde ich die passende Größe?“ „Warum hat man eine Morgenlatte?“ „Wieso brauchen Jungs ‘ne Gebärmutterhalskrebsimpfung?“

Seit inzwischen über 70 Jahren vermitteln die Ärzte der ÄGGF verlässliche, wichtige und zusammenhängende Fakten über Körper und Gesundheit in Schulen. Viele sind selbst Eltern, können sich gut in die Situation der Heranwachsenden hineinfühlen. Da gibt es sehr ernste Themen, aber auch scheinbar ganz banale Dinge kommen zur Sprache. Eine Schülerin wollte wissen: „Kann ich sexy sein, auch wenn ich noch nie Sex hatte?“

Das Feedback in den Schulen ist sehr positiv

„Immer wieder sind Eltern im Vorfeld unseres Besuches sehr skeptisch, haben Angst, ihre Kinder könnte das Thema überfordern“, so Dr. Kramer. „Diese Sorge ist am Ende der Veranstaltungen zerstreut und weicht dem Wunsch nach Fortsetzung.“ Das Feedback in den Schulen – ebenfalls sehr positiv. „Einfach toll, so richtig was fürs Leben“, kommentierte eine Lehrerin.

Und die Coronapandemie? Da wird eine Lehrerin sehr emotional: „Der Lockdown hat ein massives Spannungsfeld und ein Missverhältnis in das Körperempfinden und die gesunde Selbstwahrnehmung vieler Schüler gerissen. Deshalb brauchen wir euch von der ÄGGF jetzt ganz, ganz dringend!“ Um das kostenfreie Angebot in den Schulen ausweiten zu können, sucht der Verein weitere ehrenamtliche Ärzte und freut sich über Spenden.

Die Nominierte

Dr. Heike Kramer ist die 1. Vorsitzende der ÄGGF und lebt und arbeitet in Erlangen (Bayern). Sie engagiert sich seit 32 Jahren für den Verein. Ein Kommilitone hatte ihr damals auf einer Hochzeit von der ÄGGF erzählt. Seitdem ist sie mit ganzem Herzen dabei.