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Glukosemonitoring AGDT nimmt Stellung zu Stellenwert und Nutzung von CGM

Autor: Antje Thiel

Glukosesensoren sollten regelmäßig durch BZ-Messungen geprüft werden. Glukosesensoren sollten regelmäßig durch BZ-Messungen geprüft werden. © brgfx – stock.adobe.com
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Aus dem Alltag vieler Menschen mit Diabetes ist die kontinuierliche Glukosemessung in Echtzeit (rtCGM) längst nicht mehr wegzudenken. Unter welchen Voraussetzungen sie klassische Blutzuckermessungen ersetzen kann und anhand welcher Parameter CGM-Daten zu beurteilen sind, hat die Arbeitsgemeinschaft Diabetes & Technologie (AGDT) der DDG nun in zwei Stellungnahmen zusammengefasst.

Obwohl die Glukosedaten der rtCGM-Systeme unterschiedlicher Firmen laut ihren Bedienungsanleitungen als Ersatz für Blutzuckermessungen verwendet werden können, kann man nach Einschätzung der AGDT weiterhin nicht vollständig auf den oftmals so ungeliebten Fingerpiks verzichten. Grund hierfür ist die Messqualität, die Menschen mit Diabetes vor zu hohen oder zu niedrigen Insulindosen schützen soll. Für diese ist – anders als für Blutzuckermessgeräte bis dato noch kein verbindlicher Standard festgelegt, wenngleich sich aktuell eine Arbeitsgruppe der International Federation of Clinical Chemistry (IFCC) mit dieser Thematik beschäftigt.

Derzeit beschreiben die Hersteller von rtCGM-Systemen deren Messgenauigkeit häufig mit der „Mean Absolute Relative Difference“ (MARD), also der mittleren absoluten relativen Abweichung. Sofern die Wertepaare, die miteinander verglichen werden, im gleichen Kompartiment ermittelt werden, ist die MARD als objektiver Parameter anzusehen. Vergleicht man die Messgenauigkeit von CGM-Daten allerdings mit der von Blutzuckermessungen, gilt es die zeitliche Verzögerung zwischen der Glukosekonzentration im Blut und der im interstitiellen Gewebe zu beachten. Es können chargen- oder sensorbedingte Abweichungen bei den Sensoren auftreten, zudem ist die Messgenauigkeit der Systeme nicht immer über die gesamte Lebensdauer eines Sensors gleich. 

Empfehlung der AGDT: Glukosesensoren täglich prüfen

Um Therapiefehler durch starke Abweichungen zu vermeiden, spricht sich die AGDT deshalb dafür aus, auch werkskalibrierte Glukokosesensoren regelmäßig – z. B. einmal täglich – durch Blutzuckermessungen zu prüfen. Bei fortlaufenden Abweichungen von mehr als 20 % zwischen Blutzuckerwerten und rtCGM-Messwerten in einer Phase stabiler Glukosewerte sollten Anwender*innen daher den Glukosesensor, sofern möglich, kalibrieren bzw. ansonsten austauschen. Die Fachleute der AGDT empfehlen, Patient*innen in der Schulung gezielt mögliche Situationen zu vermitteln, in denen trotz rtCGM eine Blutzuckermessung sinnvoll ist. 

Der zunehmende Einsatz von rtCGM in der Versorgung verlangt zudem nach neuen Parametern zur Beurteilung der Stoffwechsellage. Hierfür liegen zwei internationale Konsensus-Statements vor, in denen  folgende mittlerweile etablierte Begrifflichkeiten erläutert werden:

  • Mittelwert der Glukosekonzentration und dessen Standardabweichung
  • Glykämische Variabilität, ausgedrückt durch den Variationskoeffizienten VK
  • Anteil der Zeit in definierten Zielbereichen: Zeit im Zielbereich von 70–180 mg/dl bzw. 3,9–10,0 mmol/l (time in range, TiR), Zeit im Glukosebereich >180 mg/dl bzw. 10,0 mmol/dl (time above range, TaR) und Zeit im Glukosebereit < 70 mg/dl bzw. 3,9 mmol/l (time below range, TbR)
  • Rate an Hypo- und Hyperglykämien bzw. Zahl der Auslenkungen außerhalb des Zielbereichs

Nach Einschätzung der AGDT ist die TiR auch für Patient*innen gut nachvollziehbar und eignet sich dafür, individuelle Glukoseverläufe mit ihnen zu besprechen. Generell empfiehlt das internationale Konsensus-Statement für Menschen mit Typ-1- wie auch mit Typ-2-Diabetes eine TiR von mindestens 70 % und eine TbR von maximal 4 %. 

Wie realistisch sind die TiR-Ziele?

Für die schnelle Interpretation von Glukoseprofilen über mehrere Tagen empfiehlt die AGDT das Ambulante Glukoseprofil (AGP). Für die Beurteilung der längerfristigen Stoffwechsellage lässt sich – vergleichbar mit dem HbA1c-Wert – der Glukose Management Indikator (GMI) heranziehen, der aus dem Mittelwert der gemessenen Glukosekonzentrationen gebildet wird. Mit Blick auf die noch immer fehlenden Standards für die Qualität der CGM empfiehlt die AGDT, auch weiterhin regelmäßig den HbA1c-Wert zu bestimmen – auch um den Zusammenhang mit dem Risiko für die Entwicklung von Folgeerkrankungen zu beschreiben.